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Flüchtlinge und Karneval : „Jetzt erst recht“

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Schule für Frohsinn: Flüchtlinge lernen in einem Kurs der Caritas den Kölner Karneval kennen (Archivbild). Bild: dpa

Die Polizei hat Flüchtlingshelfern in Köln davon abgeraten, Ausflüge in den Karneval zu organisieren. Begründung: zu gefährlich. Nach Protesten zog die Polizei das Schreiben zurück. Die Helfer ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse.

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          Flüchtlinge sollten besser nicht mit Karneval feiern – diese Empfehlung haben Polizisten in Nordrhein-Westfalen gegeben. Nach Kritik distanzierte sich das zuständige Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste in NRW von der Empfehlung. Die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Sigrid Krebs, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag: „Im Kölner Karneval sind alle Menschen herzlich willkommen!“

          Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Samstag berichtete, hatte das Landesamt Ende Januar eine E-Mail an Flüchtlingseinrichtungen im Regierungsbezirk Köln verschickt. Darin heißt es: „In der vergangenen Woche wurde polizeilicherseits bekannt, dass es im vergangenen Jahr vorkam, dass Betreuer von Flüchtlingen und Asylbewerbern Besuche von Karnevalsveranstaltungen organisiert haben. (...) Aus polizeilicher Sicht sind diese Aktionen eher kritisch zu sehen, da so das massierte Auftreten von Flüchtlingen und Asylbewerbern bei Karnevalsveranstaltungen forciert wird. Da ebendies in Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage in Deutschland, auch aufgrund der Ereignisse bei den vergangenen Jahreswechseln, in der Bevölkerung derzeit leider zu unerwünschten Wechselwirkungen führt, raten wir davon ab.“

          „Ausgrenzende Formulierungen“

          Der Kölner Flüchtlingsrat reagierte empört und warf der Polizei in einer Pressemitteilung Racial Profiling vor – ein gezieltes Vorgehen nach ethnischen Gesichtspunkten. Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) distanzierte sich daraufhin von der verschickten E-Mail und bedauerte sie ausdrücklich. Es handele sich um ein internes und nicht autorisiertes Schreiben. „Die Formulierungen in diesem Schreiben sind ausgrenzend“, merkte eine Sprecherin an. Es entstehe der Eindruck, dass Zuwanderer keine Karnevalsveranstaltungen besuchen sollten. Das Landesamt bedauere die zu Recht ausgelöste Betroffenheit zutiefst.

          Für Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat ist die Sache damit aber nicht vom Tisch. „Intern war’s ja wohl nicht, es ist rausgegangen“, sagte Prölß am Sonntag der dpa. „Für uns ist die Frage, welche Geisteshaltung dahintersteckt.“ Das Thema Racial Profiling beschäftige die Polizei in Köln ja schon länger, sagte Prölß unter Hinweis auf die letzte Silvesternacht, als die Polizei große Gruppen junger Männer mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund überprüft hatte. „Uns macht das große Sorgen.“

          Tatsächlich sei der Karneval sehr gut geeignet, um Flüchtlinge mit Deutschland vertraut zu machen und mit alteingesessenen Bürgern in Kontakt zu bringen. Die Erfahrungen seien hier sehr positiv, meint Prölß: „Das Ganze ist für uns eine Ermutigung, jetzt erst recht Flüchtlinge in den Karneval zu bringen!“

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