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Freiwillige Ausreisen : Finanzielle Anreize bewegen nur wenige Migranten zur Rückkehr

Zwei Personen klettern über den Stacheldrahtzaun in Ceuta, der spanischen Enklave in Nordafrika. Bild: dpa

Migranten, die in ihre Heimatländer zurückkehren, können bei deutschen Behörden finanzielle Unterstützung beantragen. Doch diese Strategie scheint nur in den wenigsten Fällen Früchte zu tragen.

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          Mit finanzieller Unterstützung will Deutschland Migranten zu einer raschen Heimkehr bewegen. Wer einen negativen Asylbescheid in Händen hält oder noch vor dem Ende des Verfahrens Deutschland verlassen will, kann Geld beantragen. Doch nun zeigt eine Studie, dass finanzielle Anreize „nur in seltenen Fällen die grundsätzliche Rückkehrbereitschaft“ der Migranten begünstigt. Als Hauptgrund für ihre Ausreise nannten „Geld für die Rückkehr“ gerade einmal vier Prozent der befragten Migranten.

          Martin Franke
          Redakteur vom Dienst bei FAZ.NET.

          Der finanzielle Anreiz könne jedoch helfen, schreiben die Autoren, die Entscheidung für eine Ausreise zu erleichtern. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) haben die Untersuchung „Geförderte Rückkehr aus Deutschland: Motive und Reintegration“ am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Dafür waren 1339 Heimkehrer aus elf Ländern befragt worden. Fast alle waren während der Einwanderungswelle von 2014 bis 2017 nach Deutschland gekommen. In 70 Prozent der Fälle war der Asylantrag abgelehnt worden.

          Die Mehrheit hatte sich bis zu zwei Jahren in Deutschland aufgehalten. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab an, dass sie hauptsächlich die „aufenthaltsrechtliche Unsicherheit“ zur Heimkehr bewogen habe, also etwa ein negativer Asylbescheid. Daneben ist die Familie im Herkunftsland ein wichtiges Rückkehrmotiv. 28 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich in Deutschland nicht „zuhause gefühlt“ hätten.

          Zwischen Februar 2017 und April 2018, dem Untersuchungszeitraum der Studie, nahmen 6700 Menschen das Programm „Starthilfeplus“ in Anspruch: Zunächst erhielten Erwachsene eine Reisebeihilfe von 200 Euro sowie eine einmalige Starthilfe in Höhe von 1000 Euro. Sechs bis acht Monate nach der Ausreise zahlt der deutsche Staat den Heimkehrern weitere 1000 Euro aus, wobei nicht alle Rückkehrer auf diese Fördergelder zugegriffen haben. Das Programm wird in mehr als vierzig Zielländern gefördert. Die meisten Migranten, die das Förderprogramm in Anspruch nahmen, kamen aus dem Irak (23,8 Prozent), der Russischen Föderation (13,1), Afghanistan (8) und Iran (7,4).

          Die Forscher wollten zudem wissen, wie die Reintegration der Migranten in deren Heimatländern funktioniere. 70 Prozent der Befragten gaben demnach an, „insgesamt zufrieden“ zu sein. Darin enthalten sind auch „neutrale Positionen“. 30 Prozent hingegen sind mit ihrem neuen Leben nicht zufrieden.

          Die deutsche Förderung dient dem Ziel, den Rückkehrern berufliche Perspektiven zu bieten. Laut Studie haben aber nur 39 Prozent der Befragten ungefähr acht Monate nach ihrer Rückkehr eine Arbeit gefunden. Das Gros der finanziellen Hilfe wurde zur Deckung des täglichen Bedarfs verwendet. Nur 7,2 Prozent der ersten Rate beziehungsweise 14,8 Prozent der zweiten Rate flossen in eine eigene Unternehmensgründung.

          Von Stigmatisierungen berichten die Befragten selten. In der Diskussion über Heimkehrer heißt es dagegen oft, dass sie in ihren Heimatländern als „Versager“ betrachtet würden, sollten sie vorzeitig nach Hause zurückkommen.

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