
Die Vier auf Instagram : Selfie-Politik
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Zuhause bei den Lindners? Wissing, Annalena Baerbock, Christian Lindner und Robert Habeck an einem unbekannten Ort. Bild: robert.habeck/Instagram
Alles soll anders werden als bei den Jamaika-Sondierungen 2017. Ganz ohne Selbstdarstellung geht es aber wohl doch nicht. Am Ende entscheiden Scholz oder Laschet, wie kompliziert es wird.
Sie können es nicht lassen. Das Foto auf Instagram, das ein grün-gelbes Sondierungsquartett zeigt und sofort wie eine Ikone gefeiert wurde, soll eigentlich signalisieren: Wir machen es anders als 2017, wir tagen an einem unbekannten Ort, in möglichst kleiner Besetzung, ohne Öffentlichkeit.
Ganz ohne geht es dann aber wohl doch nicht. Vor allem ihren Jungwählern, einer kuriosen Schnittmenge zwischen FDP und Grünen, wollten die phantastischen Vier offenbar zeigen, wie menschlich es in der Politik zugehen kann: ganz ohne Spiegelstriche und eckige Klammern, in denen das Misstrauen gleichsam protokolliert wird.
Robert Habeck war das 2017 in den Jamaika-Verhandlungen schon ein Graus, mit Christian Linder sitzt er wenigstens damit seit langem in einem Boot. Beide haben gute Erfahrungen damit gemacht, wie es ist, wenn man eine Koalition nicht auf Papierkrieg, sondern auf Vertrauen aufbaut – allerdings nicht mit der SPD, sondern jeweils mit der CDU.
Der Fiktion, eine Regierung könne bis ins Einzelne hinein geplant werden, begegnen die vier nun mit einer anderen Fiktion, die besagt, dass noch so große politische Unterschiede sich per Selfie in nichts auflösen. Das ist ein origineller Anfang, wird aber, wenn es dabei bleibt, ebenso wenig tragen wie der Balkon in Berlin, auf dem die Jamaika-Gesellschaft 2017 den schönen Schein wahrte. Olaf Scholz und Armin Laschet werden ihnen das irgendwie beibringen müssen, wenn auch auf unterschiedlich komplizierte Weise.