FDP : „Philipp Rösler ist der Teamführer“
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Auf Augenhöhe: Rainer Brüderle, Philipp Rösler (v.l.) Bild: dpa
Oliver Luksic ist Bundestagsabgeordneter und FDP-Vorsitzender im Saarland. Im Interview spricht er über das Führungsduo Brüderle und Rösler, das neue Gesicht der FDP - und seine Sehnsucht nach Guido Westerwelle.
Herr Luksic, Philipp Rösler bleibt bis auf weiteres FDP-Vorsitzender. Ist das ein Fluch oder ein Segen für die Partei?
Ich begrüße es, dass wir Klarheit in der Personalfrage geschaffen haben. Philipp Rösler und Rainer Brüderle ergänzen sich, deshalb ist das eine gute Entscheidung für den Bundestagswahlkampf
Ein schwacher Parteivorsitzender, der zwar nicht zurücktritt, aber auch keinen Wahlkampf machen darf – Klarheit sieht anders aus.
Wieso? Die Lage ist doch eindeutig geklärt worden: Philipp Rösler ist Parteivorsitzender, Rainer Brüderle Spitzenkandidat. Eine klare Aufgabenteilung, die andere Parteien so auch pflegen.
Ist die Tandemlösung ein Zeichen der Schwäche für Rösler oder für seine Kritiker, die ihn eigentlich stürzen wollten?
Es ist ein Zeichen der Stärke für Rösler, gerade nach dem Erfolg bei der Niedersachsen-Wahl. Dass er trotzdem auf Rainer Brüderle zugegangen ist und ihn an die Spitze stellt, ist ein Zeichen der Souveränität.
Trotzdem gibt es verschiedene Deutungen: Eine lautet, Rösler sei nur noch Vorsitzender, weil Brüderle nicht gewollt habe; eine andere, Brüderle habe eine Konfrontation wegen Röslers gutem Wahlergebnis gescheut. Welcher neigen Sie zu?
Keiner von beiden. Rainer Brüderle hat von Anfang an gesagt, dass er aus verschiedenen Gründen nicht Parteivorsitzender werden will. Und das nehme ich ihm auch ab. Philipp Rösler hat gemeinsam mit den Freunden in Niedersachsen ein klasse Ergebnis erzielt, seine Position ist gestärkt. Trotzdem war allen klar, dass wir für den Bundestagswahlkampf eine Teamlösung brauchen. Dieses Team aus Rösler und Brüderle muss jetzt aber noch um weitere Personen ergänzt werden.
Sie misstrauen Ihrem neuen Führungsduo schon jetzt?
Mit Misstrauen hat das nichts zu tun, sondern mit den Erfolgschancen für die FDP. Ich glaube, gerade Guido Westerwelle sollte eine herausgehobene Rolle im Bundestagswahlkampf spielen, er ist der beste Wahlkämpfer, den wir haben. Auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wünsche ich mir im Wahlkampf, weil sie als erfolgreiche Ministerin glaubwürdig die Freiheitsthemen verkörpern kann, die für die FDP besonders wichtig sind.
Guido Westerwelle, Rainer Brüderle und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger machen Wahlkampf, und Philipp Rösler sitzt im Thomas-Dehler-Haus, wo er niemandem weh tut?
Philipp Rösler ist klug genug zu wissen, dass er auch andere Persönlichkeiten nach vorne stellen muss, um der Partei zu dienen. Er ist der Teamführer, der die Mannschaft aufstellt.
Wird die Kritik an Rösler jetzt verstummen? Seine Kritiker dürften doch jetzt die Faust in der Tasche ballen und nur auf die nächste Gelegenheit für einen Sturz warten.
Ich glaube, auch die schärfsten Kritiker wissen, dass sie Philipp Rösler nicht für alle Tiefpunkte der Partei verantwortlich machen können – trotz berechtigter Kritik in einzelnen Sachfragen. Wir haben unter ihm drei Wahlen gewonnen - so katastrophal, wie manche sagen, kann er als Parteivorsitzender also nicht sein.
Trotzdem: Wer ist künftig das Gesicht der FDP? Philipp Rösler oder Rainer Brüderle?
Für die Bundestagswahl ganz klar Rainer Brüderle.
Und danach?
Wir wählen jetzt für zwei Jahre eine neue Parteiführung.
Bei der SPD ist die Aufteilung zwischen Spitzenkandidat und Parteivorsitzendem alles andere als ein Erfolgsmodell. Wieso sollte das bei der FDP anders sein?
Bei der SPD liegt das an den zahlreichen Fehlern von Peer Steinbrück, aber nicht an der Teamlösung. So wie die Sozialdemokraten aus gutem Grund nicht alles auf Sigmar Gabriel zuschneiden, wäre es bei uns falsch, sich ausschließlich auf Philipp Rösler zu konzentrieren. Im Übrigen beweisen die Grünen, dass ein Modell der Aufgabenteilung durchaus sehr erfolgreich sein kann.
Der Erfolg der FDP in Niedersachsen ist zu großen Teilen auf Leihstimmen von der CDU zurückzuführen – für die Bundestagswahl hat Frau Merkel das aber ausgeschlossen. Macht Ihnen das Sorge?
Nein, weil es nicht stimmt, dass wir nur wegen Leihstimmen ein so gutes Ergebnis erzielt haben. Außerdem führt der Begriff „Leihstimmen“ in die Irre. Es gibt taktische Stimmen, weil die Wähler in der Kabine schon immer auch Koalitionen im Blick gehabt haben. Mit einem Gnadenbrot von der CDU hat unser Ergebnis nichts zu tun. Im Übrigen täte Frau Merkel gut daran, ihre Aussage noch einmal zu überdenken. Wer knappe Wahlen gewinnen will, braucht taktische Allianzen. Und wer nur für sich allein kämpft, kann am Ende auch alleine dastehen.