FDP : Neue Freunde gesucht
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Maske oder nicht, das ist für Thomas Kemmerich die Frage Bild: dpa
Demonstrationen gegen die Corona-Einschränkungen ohne Mundschutz, aber mit AfD-Vertretern, Annäherungsversuche an Boris Palmer: Führende FDP-Politiker suchen neue Allianzen. Zum Ärger nicht nur des Parteivorsitzenden.
Die FDP erregt Aufsehen und Spott mit den Bemühungen führender Funktionäre, neue personelle und inhaltliche Allianzen zu schmieden. Während der baden-württembergische FDP-Vorsitzende Michael Theurer am Wochenende den Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Provokateur Boris Palmer zum Eintritt bei den Freien Demokraten einlud, demonstrierte der thüringische FDP-Vorsitzende Thomas Kemmerich in Gera demonstrativ ohne Mundschutz, aber in Gemeinschaft mit AfD-Repräsentanten gegen die geltenden Corona-Einschränkungen.
Theurer hatte Glück - sein Angebot wies der umworbene Palmer sogleich zurück, obwohl Theurer den Grünen mit dem Lob gelockt hatte, er sei „ein kluger Kopf“. Er treffe zwar nicht immer den richtigen Ton, sei aber „zur Einsicht fähig“ und suche den Diskurs. Und dann schob Theurer, der sein Aufnahme-Angebot über die Zeitung „Bild am Sonntag“ annoncierte, gleich noch eine Eigenwerbung hinterher: „Wir sind eine Heimat für kritische Köpfe“.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner würde diesen Slogan grundsätzlich gern teilen, sah sich aber stattdessen doch gezwungen, sowohl Theurer als auch Kemmerich per Twitter in die Schranken zu weisen. „Es gilt Meinungsfreiheit, aber für mich passt Palmer nicht in die FDP“, urteilte der Vorsitzende und setzte hinzu, „wir brauchen ihn auch nicht“. Da schwingt die Anmutung mit, dass die Freien Demokraten derzeit durchaus Umschau halten nach Personen und Positionen, die für sie brauchbar wären - nachdem ihre demoskopischen Werte zuletzt nahe an die Fünf-Prozent-Hürde gerutscht sind.
Der thüringische FDP-Vorsitzende Kemmerich erntete noch schärferen Tadel von Lindner. Kemmerich habe „die Argumente der FDP geschwächt“. Die FDP setze sich zwar für eine bessere „Vereinbarung von Gesundheitsschutz und Freiheit“ ein, doch dürfe man sich dabei nicht „in die Nähe von Rechtsextremen, Linken oder Verschwörungstheoretikern begeben“.
Die politische Konkurrenz teilt unterdessen ihre Freude mit. „Bei der FDP brennen die Sicherungen durch“, sagte am Montag der CSU-Generalsekretär Markus Blume.