
Wenn Pazifismus mit der Wirklichkeit kollidiert
- -Aktualisiert am
Ohne klare Wort? Bischof Friedrich Kramer Bild: epd
Die evangelische Kirche hat sich immer stärker einem politischen Pazifismus angenähert. Da wird auch schon mal der Ukraine zu „gewaltfreiem Widerstand“ geraten. Die EKD hat einiges aufzuarbeiten.
Nicht nur Revolutionen, auch Kriege können wie Lokomotiven der Weltgeschichte wirken. Gewissheiten und Routinen erweisen sich als hinfällig, Debatten sortieren sich im Zeitraffer neu. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine scheint ein solcher Moment zu sein. Die angestoßenen Erkenntnisprozesse verlaufen allerdings nicht für alle gleich, sondern für manche schmerzhafter als für andere. Menschen, die sich ihrer moralischen Überlegenheit sicher wähnten, müssen plötzlich der Möglichkeit ins Auge sehen, dass nicht die anderen, sondern sie selbst es waren, die auf der falschen Seite standen. Darauf kann man dann mit Selbstreflexion oder mit Abwehr reagieren.
Einen herausgehobenen Ort eines solchen Ringens bilden die Kirchen. Besonders die evangelische Kirche hat sich seit der Debatte über die Wiederbewaffnung in den Fünfzigerjahren kontinuierlich mit Krieg und Frieden beschäftigt und diese Frage eindringlich vor der Folie der deutschen Geschichte reflektiert. Dabei standen sich innerkirchlich zwei Lager gegenüber: Ein pazifistisch orientierter, rüstungskritischer Flügel, der gern das Erbe der Bekennenden Kirche für sich in Anspruch nimmt und die Kirche als moralischen Taktgeber und Avantgarde für die Politik versteht.
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