Corona ist tödlicher als die Grippe
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Särge mit Covid-19-Toten werden in Barcelona in einer Tiefgarage mit Klimaanlage aufbewahrt, weil die Friedhöfe und Krematorien in Spanien mit den Bestattungen nicht hinterherkommen. Bild: AP
Normalerweise sterben jedes Frühjahr etwa gleich viele Menschen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie schnellen die Zahlen nach oben – und Europa steuert auf eine Rekordsterblichkeit zu.
Auch wenn es zynisch klingt: Das Gute am neuartigen Coronavirus ist, dass es Fehleinschätzungen sehr schnell durch Tatsachen korrigiert. Verkündete der britische Premierminister Boris Johnson noch Anfang März, jeder könne es mit dem Händeschütteln halten wie er möge, lag er einen Monat später selbst auf der Intensivstation. Wer noch Mitte März behauptete, das Virus sei nicht tödlicher als die Grippe, der musste mit ansehen, wie der Wert der Fall-Verstorbenenrate in Deutschland sich seitdem auf mehr als das Zehnfache steigerte. Diejenigen, die Covid-19 als Gefahr allein für die Alten und Kranken abtaten, werden immer öfter mit ernsten Verläufen junger Menschen ohne Vorerkrankungen konfrontiert. Allen Korrekturen ist eine Tendenz gemein: Sie strafen Verharmlosungen und übermäßigen Optimismus Lügen.
Das gilt auch für eine frühe Behauptung der Gegner von Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus, die es zu einiger Prominenz gebracht hatten. Demnach werde die Harmlosigkeit der Krankheit allein dadurch deutlich, dass in den nationalen Sterblichkeitsdaten kein ungewöhnlicher Anstieg durch das neue Coronavirus zu sehen sei. Wer heute einen Blick auf die Zahlen wirft, die für Europa zentral vom Projekt „European Mortality Monitoring Project“, kurz Euromomo, zusammengetragen werden, sieht jedoch deutlich, dass diese Behauptung sich nur so lang aufstellen ließ, wie es dauerte, bis die entsprechenden Todesfälle ihren Weg in die Statistik gefunden hatten.
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