F.A.Z. exklusiv : Ethikrat fordert Debatte um Impfpflicht für Erwachsene
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Impfen oder nicht? Jede zweite Masernerkrankung trifft in Deutschland einen Erwachsenen. Bild: dpa
Im Mai will Gesundheitsminister Jens Spahn konkrete Vorschläge für eine Impfpflicht vorlegen – für Kinder. Der Vorsitzende des Ethikrats, Peter Dabrock, fordert, einen Schritt weiterzugehen.
Der Deutsche Ethikrat fordert, dass die Debatte um eine Einführung der Impfpflicht nicht länger auf Kinder beschränkt bleibt. Stattdessen sollte stärker darüber gesprochen werden, wie Erwachsene besser einbezogen werden können, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. „Das Ziel der Debatte, die Impfquoten zu erhöhen, ist richtig und gut“, sagte Peter Dabrock, der Vorsitzende des Ethikrats, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch es gerate außer Acht, dass Erwachsene die Hälfte der an Masern Erkrankten ausmachten. Deshalb sollte sich die Diskussion um die Impfpflicht stärker als bislang auf Volljährige richten. „Eine besondere Verantwortung sehen wir bei Personen, die berufsbedingt ein hohes Risiko haben, also Menschen in Gesundheitsberufen und pädagogisches Personal,“ sagte Dabrock.
Zugleich kritisiert der Ethikrat, dass der Begriff der Impfpflicht unkritisch verwendet werde. Zu einer Pflicht gehöre die Möglichkeit, diese durchzusetzen. Dazu müsste der Staat im äußersten Fall Bußgelder verhängen oder Personen gegen ihren Willen impfen können, was Dabrock für problematisch hält. Gegen den Schutz der Gemeinschaft vor Krankheiten, deren Ausbruch und Übertragung durch das Impfen vermieden werden können, stehe das Persönlichkeitsrecht und die Integrität des eigenen Körpers, sagte Dabrock.
Bei Kindern ist das Elternrecht berührt
Bei Kindern sei überdies das grundgesetzlich garantierte Elternrecht berührt. Dies müsse gegeneinander abgewogen werden. Bevor über Zwangsmaßnahmen diskutiert werde, solle zunächst versucht werden, die Bevölkerung gezielter anzusprechen, fordert der Theologe. Noch vor der parlamentarischen Sommerpause will der Ethikrat eine ausführliche Stellungnahme vorlegen.
Im Mai will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) konkrete Vorschläge für eine Impfpflicht vorlegen. Spahn befürwortet verpflichtende Masern-Impfungen bei Kindern in Kitas und Schulen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte plädiert für die Schaffung eines nationalen Impfregisters. Darin würden Impfungen erfasst und Patienten an die jeweiligen Termine erinnert. Masern sind hochansteckend und können in seltenen Fällen tödlich verlaufen.