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Neue SPD-Spitze : Ein ungleiches Duo soll den Erfolg der SPD sichern

Hat viel Rückhalt in der SPD: Lars Klingbeil Bild: AFP

Die SPD soll künftig von dem Duo Saskia Esken und Lars Klingbeil geführt werden. Für Olaf Scholz bringt das auch mehr Spielraum bei der Besetzung seines Kabinetts.

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          Als Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans am Nikolaustag vor zwei Jahren zu Parteivorsitzenden der SPD gewählt wurden, da war das Entsetzen unter den pragmatisch orientierten Sozialdemokraten groß. Die letzte schwache Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm werde mit einem Linkskurs in der Partei, wurde verknüpft mit Lars Klingbeil. Der Mann aus Niedersachsen war zwei Jahre zuvor vom damaligen Parteivorsitzenden Martin Schulz zum Generalsekretär der Partei befördert worden. Nun galt er als der letzte Vertreter einer SPD-Riege, für die Namen wie Schröder, Müntefering, Steinmeier, Gabriel oder eben Schulz standen. Nun soll der 43 Jahre alte Klingbeil neuer Parteivorsitzender werden – und das zusammen mit jener Saskia Esken, die für viele innerhalb und außerhalb der SPD als linkes Schreckgespenst gilt.

          Markus Wehner
          Politischer Korrespondent in Berlin.

          Präsidium und Vorstand der SPD nominierten am Montag beide einstimmig als Doppelspitze für die Wahl, die am 10. Dezember beim Bundesparteitag in Berlin vollzogen werden soll. Zuvor hatte der bisherige SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans auf eine abermalige Kandidatur verzichtet. Esken, mit der er den Mitgliederentscheid vor zwei Jahren gewonnen habe, bleibe ja an Bord, sagte Walter-Borjans im Willy-Brandt-Haus. Und für die Zukunft der SPD sei es gut, wenn als „Ergänzung“ ein knapp zwanzig Jahre jüngerer Mann an seine Stelle trete, sagte der 69 Jahre alte ehemalige Finanzminister von Nordrhein-Westfalen.

          In seiner Jugend war Klingbeil bei der Antifa

          Klingbeil hat sich diesen Aufstieg verdient, vor allem in den vergangenen Monaten. Dass die SPD die Wahl gewonnen hat, ist auch sein Verdienst. Olaf Scholz gab in diesem Wahlkampf den Scholz und machte auch ein bisschen auf Merkel. Und Klingbeil sorgte dafür, dass nichts und niemand dazwischenkam bei dem ganz auf den Spitzenkandidaten ausgerichteten Weg der SPD zum Wahlerfolg. Das tat er ruhig und uneitel. In der Partei wurde er deshalb als der ehrliche Makler zwischen den Strömungen empfunden. Wenn Walter-Borjans ein Interview mit Aussagen plante, die möglicherweise im Wahlkampf gestört hätten, dann sorgte Klingbeil dafür, dass es ein solches Interview nicht gab. Dass etwa die geringe Sympathie, die Walter-Borjans gegenüber Scholz hegt, niemals nach außen drang, war auch ein Verdienst von Klingbeil, der die Differenzen in der Führung ausgleichen konnte.

          Klingbeil bringt für diese Rolle gute Voraussetzungen mit. Er gehört zur pragmatisch orientierten niedersächsischen SPD. Dass er nach dem Studium im Wahlkreisbüro von Gerhard Schröder arbeitete, war kein Zufall. Zugleich ist er jung genug, um nicht als reiner Vertreter der alten Schröder-Gabriel-SPD zu gelten. Er ist zwar Mitglied im konservativen Seeheimer Kreis der SPD-Fraktion, gehörte aber nach seinem Einzug in den Bundestag 2009 für einige Jahre der Parlamentarischen Linken an. Er wuchs in der Familie eines Bundeswehrsoldaten auf, hat aber selbst Zivildienst geleistet – seinen Frieden mit der Bundeswehr und der Notwendigkeit militärischen Handelns machte er nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In seiner Jugend war Klingbeil in der Antifa aktiv. Und er war Sänger und Gitarrist einer Rockband. Im Bundestag wurde er vor allem als Netzpolitiker bekannt. Seinen Wahlkreis in Niedersachsen, der Rotenburg I-Heidekreis heißt, gewann Klingbeil in diesem Jahr zum zweiten Mal und mit einem starken Ergebnis von 47,6 Prozent der Erststimmen.

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