Elke Büdenbender im Porträt : First Lady in Teilzeit
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Seit 2017 First Lady: Elke Büdenbender Bild: Daniel Pilar
Als Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident wurde, kritisierte man seine Frau, weil sie ihren Beruf aufgab. Jetzt will sie wieder als Richterin arbeiten – in Teilzeit. Das passt zu ihr.
Sie hat nie einen Zweifel daran gelassen, welche wichtige Rolle ihr Beruf in ihrem Leben spielt: Wer Elke Büdenbender in den vergangenen fünf Jahren im Gespräch mit Bürgern erlebte, konnte in ihren punktgenauen Fragen und ihrem Sinn fürs Wesentliche ein juristisch geschultes Denken entdecken. Wer mit ihr im Schloss Bellevue über ihre Aufgaben als Schirmherrin des Müttergenesungswerks, über ihr Engagement für berufliche Bildung oder einen Lunch mit der Queen sprach, erfuhr mitunter, dass sie weiterhin Fachzeitschriften las und Kontakt hielt mit ihren Kollegen vom Verwaltungsgericht Berlin.
Insofern wundert es nicht, dass die Frau, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Jurastudentin in Gießen kennengelernt hatte, von Frühjahr an wieder als Richterin arbeiten will – und nur noch First Lady in Teilzeit sein. Büdenbender ist gerade 60 Jahre alt geworden, die gemeinsame Tochter längst aus dem Haus. Es ist ihre letzte Chance auf Rückkehr in den Beruf.
„Er ist ein Teil von mir“
Büdenbender bezeichnet sich als klassische Bildungsaufsteigerin. Als Tochter eines Stahlbauschlossers hat sie zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert. Noch als Steinmeier, mit dem sie seit 1995 verheiratet ist, als Kanzlerkandidat für die SPD antrat, hielt sie sich der Öffentlichkeit fern. Seit 2010 lebt sie mit einer gespendeten Niere ihres Mannes, auch die Transplantation behandelte das Paar weitgehend privat. Nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten sagte sie der F.A.S. mit Blick auf ihre gute Ehe: „Er ist ein Teil von mir.“
Vor fünf Jahren ist Elke Büdenbender heftig kritisiert worden, dass eine emanzipierte Frau wie sie ihren Beruf aufgibt, um unbezahlt im Schatten ihres Mannes zu wirken: Schließlich ist die Rolle der First Lady in Deutschland kein offizielles Amt. Sie selbst hat diese Diskussion nie verstanden. Stattdessen stellte sie klar, sie habe eine selbstbestimmte Entscheidung getroffen. Seither konnte man bei öffentlichen Auftritten des Paares den Eindruck einer Partnerschaft auf Augenhöhe gewinnen. Die Richterin im Schloss hat sich mit einer Mischung aus Herzlichkeit, Pflichtbewusstsein und Authentizität viel Sympathie und Ansehen erworben.
Auch sie wird nun während seiner zweiten Amtsperiode vieles nachholen können, was wegen der Corona-Pandemie auf der Strecke geblieben ist – allerdings nur noch mit der Hälfte ihrer Zeit. Die Person der Bundespräsidentengattin ist in der Vergangenheit oft als Gradmesser für die Modernität der Gesellschaft betrachtet worden. Es schadet nichts, wenn an der Staatsspitze ein neues Vereinbarkeitsmodell ausprobiert wird, das dieser selbstbewussten Frau gerecht wird.