
Der Protestantismus hadert mit sich selbst
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Mehr Nachdenklichkeit, weniger Selbstgewissheit: Die Evangelische Kirche ringt um ihre Position zum Krieg. Bild: epd
Das moralische Selbstbild der evangelischen Kirche in Deutschland hat Kratzer bekommen: Durch den Missbrauch, beim Klimaschutz, in der Friedensethik. Die Kirche zeigt sich selbstkritisch. Das tut ihr gut.
Der Protestantismus beschäftigt sich stärker als die meisten anderen Religionen und Konfessionen mit der Verbesserung des Diesseits. Denn Martin Luther hat ihm die Sorge um die göttliche Gnade genommen, und das Trachten nach einem besseren Stand im Jenseits entfiel. Die freigesetzten Energien konnten stattdessen in die Ethik investiert werden. Viele evangelisch dominierte Staaten haben darum früher als andere in ihr Sozialsystem und in ihr Bildungssystem investiert.
Auch in der Evangelischen Kirche in Deutschland, kurz EKD, beschäftigt man sich traditionell stark mit ethischen Fragen. Der Fair-Trade-Gedanke, die Aussöhnung mit Israel oder die Gefahren durch den Klimawandel waren im deutschen Protestantismus darum deutlich früher präsent als in anderen Teilen der Gesellschaft. Dieses Engagement wurde von den Zeitgenossen häufig als anstrengend, selbstgerecht und überzogen kritisiert – im Rückblick lagen sie mit ihren Vorwürfen häufig falsch.
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