Deutschland darf bestimmen, wer kommen darf
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Geschafft: Migranten aus Marokko im Oktober 2020 auf den Kanarischen Inseln Bild: dpa
Deutschland darf nicht länger auf Kriterien dafür verzichten, wer einwandern darf und wer nicht. Politik und Gesellschaft müssen sich aber auch eingestehen, dass Migration das Land verändert. Ein Gastbeitrag.
Jahrzehntelang hat der Streit, ob Deutschland nun ein Einwanderungsland sei oder nicht, eine notwendige Debatte darüber verhindert, wie eine gute Migrationspolitik aussehen müsste. Das muss sich ändern. Rein faktisch besteht kein Zweifel mehr daran, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist: 17 Prozent der Bevölkerung wurden im Ausland geboren, wobei die Flüchtlinge aus der Ukraine noch nicht einmal mitgezählt sind. Damit ist der Anteil der Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte höher als in den USA (14 Prozent), aber vergleichbar mit Kanada (18 Prozent) und niedriger als in Australien (29 Prozent).
Dass die Formel vom Einwanderungsland Deutschland noch immer nicht allgemein akzeptiert ist, liegt auch daran, dass sie häufig mit einem normativen Überschuss verwendet wird – ganz so, als wäre die Anerkennung des Faktischen eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wie Staat und Gesellschaft sich verhalten sollen. Das Bekenntnis zum Einwanderungsland ist aber keine entpolitisierende Konsensformel, die politische Entscheidungen erübrigt.
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