Auf die soziale Klasse kommt es an
- -Aktualisiert am
Eine Frau aus Nigeria mit ihrem Kind bei einem Frauensprachkurs in Eppingen/Baden-Württemberg Bild: dpa
Viele Einwanderer sind nicht wegen ihrer Ethnie, sondern wegen ihrer sozialen Herkunft benachteiligt. Im Ergebnis macht das keinen Unterschied – im Streit über die richtige Politik schon.
Einmal vor mehreren Jahrzehnten stieg seine Kaiserliche Hoheit, Prinz Asfa-Wossen Asserate, am Düsseldorfer Hauptbahnhof in ein Taxi. Der Fahrer wusste nicht, dass er den Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers, einen direkten Nachfahren des biblischen Königs David chauffierte. Ihm fiel nichts Besseres ein, als den Dunkelhäutigen laut und unverschämt zu fragen: „Wo du wollen hin?“
Asserate, damals Pressesprecher der Düsseldorfer Messegesellschaft, ließ den Taxifahrer in seinem Glauben. „Ich nix verstehen“, antwortete er. Da fing der Fahrer an, leise mit sich selbst zu reden: „Du bist bestimmt schon zehn Jahre hier und kannst immer noch kein Deutsch.“ Und laut: „Wo Adresse?“ Asserate antwortete: „Hans-Sachs-Straße 10“. Die Fahrt wurde immer interessanter. Der Taxifahrer brummelte: „Hans-Sachs-Straße! Unsereiner wohnt natürlich außerhalb von Düsseldorf, aber du wohnst mittendrin.“ Wieder laut zu Asserate: „Und? – Deutschland schön?“ Der Fahrer antwortete gleich selbst leise im Selbstgespräch: „Du wirst bestimmt nichts Schönes hier empfinden.“
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo