https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/einreiseverbot-verteidigt-merkel-gegen-oeffentliche-vorfuehrung-des-islamfeindlichen-films-11893127.html

Einreiseverbot verteidigt : Merkel gegen öffentliche Vorführung des islamfeindlichen Films

  • Aktualisiert am
Bundeskanzlerin Merkel: „Gewalt ist kein Mittel der Auseinandersetzung“

Bundeskanzlerin Merkel: „Gewalt ist kein Mittel der Auseinandersetzung“ Bild: AFP

Bundeskanzlerin Merkel hat in der Eskalation um das in den Vereinigten Staaten produzierte islamfeindliche Video zu Mäßigung aufgerufen. Zugleich verteidigt sie das Einreiseverbot gegen den amerikanischen Prediger Terry Jones.

          3 Min.

          Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich indirekt dafür ausgesprochen, öffentliche Vorführungen des islamfeindlichen Videos „Die Unschuld der Muslime“ in Deutschland zu untersagen. Die Meinungsfreiheit sei „ein hohes Gut“, habe aber auch Schranken, sagte Frau Merkel am Montag und verteidigte Einreiseverbote im Zusammenhang mit dem Film. Mit Blick auf die Gewalttätigkeiten, die sich in mehreren muslimisch geprägten Ländern gegen westliche, darunter auch deutsche Botschaften richteten, sagte sie: „Gewalt ist kein Mittel der Auseinandersetzung.“ Frau Merkel unterstützte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der ebenfalls eine öffentliche Vorführung des Videos verhindern will. Mehrere Innenpolitiker, unter ihnen der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU), warnten dagegen vor einem Verbot.

          Zwar verwies Frau Merkel mehrfach auf die Bedeutung der Presse- und der Meinungsfreiheit. Sie halte es auch nach wie vor für richtig, dass sie 2010 bei einer Veranstaltung zu Ehren des dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard gesprochen und die Pressefreiheit verteidigt habe, wobei sie zugleich deutlich machte, dass sie dessen Mohammed-Karikatur eigentlich für geschmacklos gehalten habe. Doch sei das öffentliche Vorführen des Videos eine andere Sache.

          Merkel kann sich „gute Gründe für ein Verbot“ vorstellen

          Dadurch könne, was nun die Behörden zu prüfen hätten, die öffentliche Sicherheit gefährdet werden. Frau Merkel sagte: „Ich kann mir vorstellen, dass es gute Gründe für ein Verbot gibt.“ Sie forderte die sudanesische Regierung auf, die Sicherheit der deutschen Botschaft in Khartum zu garantieren. Deren Schutz sei „unabdingbar“. „Wir treten ein für ein friedliches Zusammenleben der Religionen - sowohl in Deutschland als auch weltweit“, sagte Frau Merkel. Die Botschaft war am Freitag gestürmt und zum Teil niedergebrannt worden.

          Die Kanzlerin nahm vor der Presse zu zahlreichen innen- und außenpolitischen Fragen Stellung Bilderstrecke
          Die Kanzlerin nahm vor der Presse zu zahlreichen innen- und außenpolitischen Fragen Stellung :

          Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte der F.A.Z., „die öffentliche Aufführung dieses schlimmen Videos muss natürlich auch geprüft werden - etwa unter dem Blickwinkel des Versammlungsrechts, wenn dadurch Sicherheit und Ordnung gefährdet wird“.

          Die rechtsextreme Partei „Pro Deutschland“ hatte vorige Woche angekündigt, den Film in Berlin zeigen zu wollen. Friedrich sagte dazu, die selbsternannte „Bürgerbewegung“ wolle „die Islamisten auch in Deutschland provozieren“. Er fügte hinzu: „Damit gießen sie grob fahrlässig Öl ins Feuer. Dagegen muss man mit allen rechtlich zulässigen Mitteln vorgehen.“ Friedrich sagte, er hoffe, dass die zuständigen Berliner Behörden ihre ordnungsrechtlichen Möglichkeiten ausschöpften, um gegen die Vorführung vorzugehen. „Es geht um die Frage der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in Deutschland, aber auch um die Frage der guten internationalen Beziehungen auch in der arabischen Welt.“ Wie Frau Merkel äußerte Friedrich, es gehe nicht um ein Verbot des Films, sondern um das Verbot seiner öffentlichen Vorführung.

          Weitere Themen

          Kein Plakat gegen Putin

          Polizisten unterbinden Protest : Kein Plakat gegen Putin

          Eine Frau demonstriert am 9. Mai mit ihrer ukrainischen Freundin am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow gegen das Putin-Regime. Zwei Polizisten verhindern, dass sie ihr Anti-Russland-Plakat weiter zeigen kann.

          Topmeldungen

          Polizisten unterbinden Protest : Kein Plakat gegen Putin

          Eine Frau demonstriert am 9. Mai mit ihrer ukrainischen Freundin am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow gegen das Putin-Regime. Zwei Polizisten verhindern, dass sie ihr Anti-Russland-Plakat weiter zeigen kann.
          Wladimir Putin nimmt am 1. Juni online an einem Treffen mit Familien teil, die mit dem Orden für elterlichen Ruhm ausgezeichnet wurden.

          Angriffe auf Russland : Putin, der Präsident im Kokon

          Für Russlands Präsidenten häufen sich die schlechten Nachrichten. Er gibt sich unbeeindruckt. Doch sein Bild der Stärke bekommt immer mehr Risse.
          Demonstrative Transparenz? Boris Johnson im März 2021 während der Corona-Pandemie

          Corona-Ausschuss : Ein freigiebiger Boris Johnson sorgt für Unruhe

          Ein Untersuchungsausschuss in London will alle Akten aus der Corona-Krise prüfen. Der frühere Premierminister Johnson bietet auch seine Whatsapp-Nachrichten an – und sorgt damit für Unruhe.

          Relegation im Liveticker : HSV mit 1:0 gut bedient

          Nach nicht mal einer Minute unterstreicht der VfB sein Hausrecht: Mavropanos köpft ein. Guirassy vergibt noch einen Elfmeter. Wann wacht der HSV auf? Verfolgen Sie das Spiel im Liveticker.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.