Asylpolitik : Das kurze Glück im Regenbogenland
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Bild: Edgar Schoepal
Tausende Kosovaren beantragen derzeit in Deutschland Asyl. Sie haben keine Chance auf eine Anerkennung. Dennoch müssen sie untergebracht werden - im nordrhein-westfälischen Olpe gelingt das.
Heset und Teuta Halimi hoffen, dass nun ihre Zukunft beginnt. Nach einer beschwerlichen Reise haben sie es ins „Regenbogenland“ im sauerländischen Olpe geschafft. Mit ihren fünf und zwei Jahre alten Töchtern Gentiana und Albulena verließen die 33 und 32 Jahre alten Eheleute Anfang Februar Vitia im Osten des Kosovo.

Politischer Korrespondent in Nordrhein-Westfalen.
Sie fuhren mit dem Bus nach Serbien. An der Grenze zu Ungarn folgte die Familie zu Fuß einer Gruppe von vielleicht 250 Landsleuten, die von Schleusern geführt wurde. An der Grenze habe sie niemand aufgehalten. Mit dem Zug ging es dann weiter bis Budapest. Dort hätten sie nicht weitergewusst. Das Geld, das ihre Nachbarn in Vitia für sie zusammengelegt hatten, war verbraucht. Ein freundlicher Mann habe sie dann im Auto bis Duisburg mitgenommen.
Seit einer Woche leben die Halimis im „Regenbogenland“, einer der neuesten Asylbewerber-Notunterkünfte des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Familie hat es gut getroffen. In der ehemaligen Familienferienstätte des Kolpingwerks wohnt sie in einem Zimmer mit zwei Doppelstockbetten und eigenem Bad. Heset und Teuta Halimi waren wie so viele junge Leute im Kosovo arbeitslos.
Sie hätten von 50 Euro Sozialhilfe im Monat gelebt, sagt Halimi. Sein Ziel sei schon lange gewesen, nach Deutschland zu gehen, um endlich der Armut, der Korruption, der Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Aber die Chance der Halimis, in Deutschland bleiben zu können, liegt nahe null.
„Humanitäre Flüchtlingspolitik in Olpe“
Seit Anfang des Jahres ist die Zahl der Asylbewerber in Deutschland sprunghaft gestiegen. Allein nach Nordrhein-Westfalen kamen im Januar 8431, im laufenden Monat sind es schon rund 9000 Flüchtlinge - die meisten von ihnen kommen vom Westbalkan, vor allem aus dem Kosovo. Es ist ein Massenexodus. Die Leute sind oft Opfer krimineller Schleuser, die ihnen mehrere tausend Euro für ihre „Dienste“ abnehmen. Alle kommen im Glauben, sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen zu können. Tatsächlich haben die Kosovaren aber keinen Anspruch auf Asyl; ihre Anträge werden abgelehnt, früher oder später haben sie Deutschland wieder zu verlassen oder werden abgeschoben.
Für die Dauer ihres Asylverfahrens aber müssen die Leute erst einmal menschenwürdig untergebracht werden. Das ist eine Herausforderung. An manchen Tagen kommen neben den Asylbewerbern aus Syrien oder Afrika mehrere hundert Flüchtlinge vom Balkan in den nordrhein-westfälischen Erstaufnahmestellen in Dortmund und Bielefeld an. Manchmal müssen die Flüchtlinge dort auf den Fluren schlafen. „Wir können die Leute ja nicht in die Fußgängerzone oder in den Wald schicken“, sagt Volker Milk.
Der stellvertretende Regierungspräsident von Arnsberg ist nach Olpe gekommen, um sich ein eigenes Bild von der Unterkunft zu machen, die Einsatzkräfte vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) binnen weniger Stunden in eine Notunterkunft umgewandelt haben. Nach einem Rundgang ist Milk äußerst zufrieden. Nun will er sich noch mit Kritikern von der Bürgerinitiative „Humanitäre Flüchtlingspolitik in Olpe“ zusammensetzen, die Anwohner gegründet haben. Direkt hinter dem „Regenbogenland“ liegt ein Neubaugebiet mit schönen Einfamilienhäusern. „Wir machen das hier wirklich nicht, um Sie zu quälen“, sagt Milk den drei Vertretern der Bürgerinitiative, die ins „Regenbogenland“ gekommen sind.