Schule in herausfordernder Lage
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90 Prozent haben eine Einwanderungsgeschichte: Kunstunterricht an der Grillo-Schule Bild: Stefan Finger
Die Anforderungen für Brennpunktschulen sind in den vergangenen Jahren dramatisch gewachsen. Waren es früher zwei bis drei Kinder eines Jahrgangs, die kaum oder schlecht Deutsch sprachen, sind es heute nahezu alle.
Alles sieht aus wie in einer normalen, freundlichen Grundschule. Pippi Langstrumpf, Pettersson und das Sams sind an die Wand im Treppenhaus gemalt, das Schreien spielender Kinder dringt vom Schulhof in das Büro von Schulleiterin Regina Balthaus-Küper. Aber eine normale Grundschule dürfe man nicht erwarten, sagt sie. „Unsere Schule ist anders.“ Sie lacht freundlich. Viele verstünden nicht, wie sie funktioniere. Die Andersartigkeit der Schule hat etwas mit dem Stadtteil zu tun, in dem sie liegt: In Marxloh gibt es besonders viele Transfergeldbezieher, viele, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Bildungspolitiker nennen das eine „herausfordernde Lage“.
Vor zehn Jahren, sagt Balthaus-Küper, sei ihre Devise gewesen, dass es kein Problem sei, wenn zwei bis drei Kinder nicht die Sprache beherrschten, sie seien mitgezogen worden, hätten in den Mitschülern Sprachvorbilder gefunden. Inzwischen aber hat sich das Verhältnis umgekehrt. Von den 56 Kindern, die dieses Jahr angemeldet wurden, erfüllte nur eine Handvoll die Grundanforderungen. Das heißt, sie konnten in einem Stuhlkreis sitzen, eine Schere oder einen Stift halten – all das, was man in einem Kindergarten lernt. Die wenigsten waren aber im Kindergarten, die wenigsten sprechen Deutsch. Wieso? Die Eltern, oftmals Roma aus Südosteuropa oder Flüchtlinge aus Syrien, wüssten nicht, sagt Balthaus-Küper, wie man die Kinder im Kindergarten anmeldet, in den meisten Fällen bekämen sie keine Unterstützung, und selbst wenn sie es versuchten, gebe es in Duisburg zu wenig Kindergartenplätze.
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