Dritter Zitteranfall : Merkel sieht sich in „Verarbeitungsphase“
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Hat abermals gezittert: Angela Merkel beim Empfang des finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne in Berlin Bild: EPA
Die Bundeskanzlerin empfängt den finnischen Ministerpräsidenten Rinne und zeigt wieder körperliche Ausfallerscheinungen. Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit tritt Angela Merkel entgegen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Sorgen um ihre Gesundheit zurückgewiesen und gesagt, dass es ihr „sehr gut“ gehe. Nach einem nochmaligen Zitteranfall bei militärischen Ehren für den finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne erklärte Merkel am Mittwoch in Berlin: „Ich habe neulich schon gesagt, dass ich in einer Verarbeitungsphase der letzten militärischen Ehren mit dem (ukrainischen) Präsidenten (Wolodymyr) Selenskyj bin.“ Damals hatte sie vor dem Kanzleramt ebenfalls gezittert. Diese psychologische Verarbeitung sei offensichtlich noch nicht abgeschlossen, aber es gebe Fortschritte. „Ich glaube, dass es so wie es gekommen ist, eines Tages auch vergehen wird. Aber das ist noch nicht so weit.“ Sie müsse damit eine Weile leben.
Merkel wies zugleich Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit als Bundeskanzlerin zurück. „Ansonsten bin ich ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin“, sagte sie auf die Frage, ob in Deutschland nicht auch wie in anderen Ländern Gesundheitsbulletins über die Spitzenpolitiker veröffentlicht werden sollten. „Mir geht es sehr gut.“ Niemand müsse sich Sorgen machen.
Merkel hatte am Mittwoch wieder beim Abspielen der Nationalhymnen längere Zeit gezittert – dieses Mal aber nicht ganz so stark wie in vorangegangen Fällen. Es ist bereits der dritte Anfall innerhalb von gut drei Wochen. Sobald sich Merkel bewegte, hörte das Zittern auf.
Der erste Anfall war Mitte Juni beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beobachtet worden. Nur neun Tage später erlitt sie bei der Ernennung der neuen Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue abermals einen solchen Anfall.
Der Vorfall beim Empfang Selenskyjs wurde von Merkel damals mit der Hitze und einem Wassermangel erklärt. Nach der Wiederholung wenige Tage später hatte Merkel lediglich gesagt: „Ich bin überzeugt, so wie diese Reaktion aufgetreten ist, so wird sie auch wieder vergehen.“ Die Frage, was hinter den Zittervorfällen stecke und ob sie deswegen einen Arzt konsultiert habe, beantwortete die Kanzlerin nicht. Sie könne die Frage verstehen, sagte sie vor Journalisten am Rande des G-20-Gipfels im japanischen Osaka. „Ich habe aber nichts Besonderes zu berichten. Sondern mir geht es gut.“
Die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“ hatten aus Regierungskreisen berichtet, Merkels Zitteranfall bei der Ernennung Lambrechts sei psychologisch bedingt gewesen. Es sei kein gesundheitliches Problem, sondern Kopfsache. Merkel wird in der kommenden Woche 65 Jahre alt.