Jünger, weiblicher, digitaler
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Frauenförderung auf Bayerisch: Söder und Gerlach Bild: dpa
Die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach ist die Verkörperung des Anspruchs, den Markus Söder für die CSU formuliert. Dabei hat sie das undankbarste Ministeramt im Freistaat – wie früher ihr Chef.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat nach der Landtagswahl vor einem Jahr das erste Digitalministerium Deutschlands eingerichtet. Ausbaden muss das nun Judith Gerlach, mit 34 Jahren die Verkörperung von Söders Anspruch, die CSU jünger, weiblicher, digitaler zu machen. Ausbaden deshalb, weil sich die Staatsministerin für Digitales auf keine vorhandenen Strukturen stützen konnte und weil sie keinen fest umrissenen Aufgabenbereich hat. Für Digitalisierung fühlt sich in der Staatsregierung quasi jeder zuständig – und eine ganze Menge Minister sind es auch tatsächlich: für die Cybersicherheit der Innenminister, für das digitale Klassenzimmer der Kultusminister, für den Breitbandausbau der Finanzminister und für Mobilfunk und die Digitalisierung des Mittelstands der Wirtschaftsminister. Sie alle haben das Geld, das Gerlach fehlt. 80 Millionen Euro beträgt der Jahresetat ihres Hauses. Der des Innenministeriums, zum Vergleich: sechs Milliarden. Was bleibt da überhaupt für die Digitalministerin? Bessere Frage, zumal aus Sicht eines bayerischen Ministers: Was würde Söder in so einer Lage tun?

Politischer Korrespondent in München.
Sehr wahrscheinlich würde er das Staatsministerium für Digitales zum „Königsministerium“ oder zur „Staatskanzlei 5.0“ ausrufen. Als Söder einst ein eher unbedeutender Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten war, hat er sich selbst zum „bayerischen Außenminister“ geadelt. Als er für Umwelt und Gesundheit verantwortlich war – schon etwas wichtiger, aber für ihn nicht wichtig genug –, wertete er sich zum „Lebensminister“ auf. Das verfehlte seine Wirkung nicht – auch weil er keinen Söder im Kabinett hatte, der ihn hätte in den Schatten stellen können. Gerlach aber hat einen Söder – Söder. Und der lässt es sich nicht nehmen, die wichtigen Digitalisierungsdinge selbst zu verkünden, so wie jüngst seine „Hightech Agenda Bayern“. Gerlach darf sich dann mühsam nähren von Themen wie der Filmförderung. Die immerhin ist allein ihrem Ressort zugeordnet.
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