Die Union in der Traumatherapie
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Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union, und Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 17. Oktober auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Münster. Bild: dpa
Der Deutschlandtag der Jungen Union ist das erste große Parteitreffen nach dem Wahldebakel. Das Schaulaufen für den CDU-Vorsitz bleibt halbherzig. Es geht mehr ums Wundenlecken.
Ein Delegierter im Kapuzenpulli tritt ans Mikro. Das Outfit ist erwähnenswert, weil doch sonst eher Hemd und Sakko angesagt sind auf dem großen Treffen der Jungen Union (JU) am Wochenende in Münster. „Wir sind in unseren Inhalten einfach viel zu beliebig geworden“, sagt der Delegierte. Das zeige sich an den Antworten im Wahl-O-Mat. Kaskadenartig zitiert er eine Aussage nach der anderen, zu denen die Parteien für den Wahl-O-Mat Stellung beziehen mussten. Er liest Sätze vor wie: „Chinesische Firmen sollten keine Aufträge für den Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur in Deutschland erhalten.“ Und setzt hinterher: „Die Union – keine Position.“ Nächste Aussage: „Ökologische Landwirtschaft soll stärker gefördert werden als konventionelle Landwirtschaft.“ – „Die Union – keine Position.“ Er wird immer lauter, im Gejohle gehen seine Worte fast unter. Er spricht allen aus der Seele. Da ist der Vorwurf: die Union – keine Position.
Auf dem Deutschlandtag des Parteinachwuchses ist die Identitätskrise der Union mit Händen zu greifen. Die Jungen wollen wissen, wofür die Union steht, wie CDU und CSU wieder zueinanderfinden, von wem die CDU geführt werden soll und wer schuld ist am Wahldebakel.
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