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Tschetschenische Banden : Gewalt ist ihre Marke

Machtdemonstration: Mitglieder der „Guerilla Nation Vaynakh“ posieren mit tschetschenischen Flaggen in Berlin. Bild: Archiv

Tschetschenische Banden machen sich brutal im kriminellen Gewerbe breit. Befehle kommen auch aus der Heimat. Die Polizei will Zustände wie in Österreich verhindern.

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          Sie trugen schwarze Kleidung, Bärte, hatten Schusswaffen und Messer bei sich. Nun sitzen sie in Haftanstalten in verschiedenen Bundesländern ein und werden streng bewacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Schutzgelderpressung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Verabredung zum Mord – das sind nur einige der Straftaten, die den Männern vorgeworfen werden, die sich derzeit vor dem Landgericht Dresden verantworten müssen. Sie gingen skrupellos vor. Einem Angeklagten wird ein Mordversuch zur Last gelegt, er wollte einen Konkurrenten mit seinem BMW überfahren. Die Tatverdächtigen sind Tschetschenen. Sie waren im November bei einer bundesweiten Razzia von der GSG 9 verhaftet worden.

          Markus Wehner
          Politischer Korrespondent in Berlin.

          Die Zahl der Tschetschenen in Deutschland wird auf 50.000 geschätzt. Es ist eine kleine Gemeinschaft, die aus der russischen Teilrepublik im Nordkaukasus stammt. Aber es ist eine, die große Probleme macht. In den vergangenen fünf Jahren sind zehntausende Tschetschenen als Asylbewerber nach Deutschland eingereist. Geflüchtet sind sie angeblich vor dem autoritären Regime des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow. Doch nur ein kleiner Bruchteil bekommt Asyl, in den vergangenen Jahren lag die Quote zwischen vier und sieben Prozent. Abschiebungen nach Russland kommen kaum vor, so dass die Tschetschenen in Deutschland bleiben. Hier integrieren sie sich schwer. Manche junge Tschetschenen haben sich radikalisiert und der salafistischen Szene angeschlossen. Ein wenig beachtetes, aber stark wachsendes Problem ist die organisierte Kriminalität, die von tschetschenischen Banden ausgeht. Es ist so groß geworden, dass sich das Bundeskriminalamt gemeinsam mit anderen Behörden diese kriminellen Gruppierungen nun genauer anschaut. Die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen dort, wohin die Tschetschenen nach ihrer Ankunft verteilt wurden: in Nord- und Ostdeutschland, in Berlin, Hamburg, Kiel, Bremen und Hannover, aber auch in den Ländern Brandenburg oder Sachsen.

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