Allensbach-Studie : Mehrheit gibt Putin Schuld am Ukraine-Konflikt
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In Russland wird Präsident Putin als Kraftprotz gesehen. In Deutschland herrscht ein anderes Meinungsbild vor. Bild: AFP
Mehr als die Hälfte der Deutschen geben dem russischen Präsidenten Putin die Alleinschuld am Ukraine-Konflikt. Das hat eine Allensbach-Studie im Auftrag der F.A.Z. ergeben. Das Ergebnis weicht stark vom Meinungsbild in Internet-Foren ab.
Die russische Lesart des Krieges in der Ukraine findet in der deutschen Bevölkerung nur wenig Unterstützung. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag dieser Zeitung. Das vor allem in Internetforen vorherrschende Meinungsbild spiegelt somit nicht die Meinung der Gesamtbevölkerung wider. So halten 55 Prozent der Befragten Russland für den Hauptschuldigen an dem Konflikt in dem Nachbarland. 34 Prozent machen die von Russland unterstützten Separatisten verantwortlich, 20 Prozent die Ukraine. Die Vereinigten Staaten halten 17 Prozent für verantwortlich, von der Europäischen Union sagen das sechs Prozent. Bei der Beantwortung dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich. 42 Prozent der Befragten befürchten, dass das russische Ausgreifen - das 55 Prozent als Aggression betrachten - nicht in der Ukraine enden wird.
Die russische Regierung behauptet, Ursache des Konflikts sei im vergangenen Jahr ein „Putsch“ gegen den legitimen ukrainischen Präsidenten Janukowitsch gewesen. Dieser Ansicht stimmen insgesamt 20 Prozent der Befragten zu. Nur sieben Prozent sind der Meinung, Russland beschütze die Menschen in der Ostukraine vor der Unterdrückung durch die Regierung in Kiew. Besonders verbreitet ist diese Lesart unter den Anhängern der Linkspartei (20 Prozent) und der AfD (15 Prozent).
Das Ansehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat einen neuen Tiefstand erreicht. Nur acht Prozent der Befragten haben eine gute Meinung von Putin, 66 Prozent eine negative. Im Jahre 2001 hatten sich noch 43 Prozent der Deutschen positiv über das russische Staatsoberhaupt geäußert. Die heutigen Umfragewerte Putins entsprechen damit in etwa denen des ehemaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush.
In einer Hinsicht ist die russische Selbstdarstellung nach den Ergebnissen der Umfrage erfolgreich. 67 Prozent der Befragten sind der Meinung, Russland sei eine Weltmacht. Im September 2008, also nach dem Krieg gegen Georgien, waren nur 45 Prozent dieser Ansicht gewesen. Dementsprechend meinen zwar einerseits 82 Prozent der Befragten, Russland spiele in der Weltpolitik eine wichtige Rolle. Andererseits sind 64 Prozent der Meinung, das Land sei nicht stabil. Besonders die Lage der russischen Wirtschaft wird sehr skeptisch beurteilt.
Für eine Beibehaltung (39 Prozent) oder Verschärfung (19 Prozent) der gegen Russland verhängten Sanktionen sprechen sich insgesamt 58 Prozent aus. Eine Lockerung befürworten 21 Prozent. Im Januar 2015 waren 44 Prozent für Beibehaltung oder Verschärfung der Strafmaßnahmen gewesen, 31 Prozent hatten sich für eine Lockerung ausgesprochen.