
Ein schmaler Grat
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Der Staat hat die Möglichkeit, das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Dafür muss er Wahrheiten aussprechen, aber vor allem auch einordnen. Bild: dpa
Deutschland gilt als eines der sichersten Länder der Welt, und die Kriminalität nimmt ab. Zugleich fühlen sich mehr Bürger unsicher. Der Staat ist nicht hilflos.
Angst ist oft irrational. In der U-Bahn sitzt ein bärtiger Mann, klammert sich an einen Rucksack, spricht ganz leise mit sich selbst. Das genügt womöglich, um andere Passagiere zu beunruhigen. Sie schauen sich an, manche steigen aus und nehmen die nächste Bahn, die meisten bleiben. Wenn man der Angst nachgibt, haben die Terroristen schon gewonnen, heißt es dann. Statistisch ist die Gefahr, bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen, denkbar gering. Aber die Angst ist da. Eine repräsentative Befragung im Auftrag des Bundeskriminalamts hat ergeben, dass 21,6 Prozent der Bürger „ziemlich beunruhigt oder sehr stark beunruhigt“ sind, Opfer eines Terroranschlags zu werden, weitere 30 Prozent „etwas beunruhigt“.
Was beim Thema Terror besonders deutlich ist, trifft auf die ganze Bandbreite der Kriminalität zu. Deutschland gilt als eines der sichersten Länder der Welt. Nach der Kriminalstatistik 2018, die Bundesinnenminister Seehofer jüngst vorstellte, gab es im vergangenen Jahr etwa 200.000 weniger Straftaten als im Vorjahr. Die Anzahl von Wohnungseinbrüchen ist um ganze 16 Prozent zurückgegangen. Hier setzt sich ein erfreulicher Trend fort: Im Jahr zuvor war die Zahl der Einbrüche erheblich gesunken. Mit dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verhält es sich genau andersherum. Nach den Ergebnissen der Befragung ist die Zahl der Bürger, die sich in ihrem eigenen Wohnumfeld unsicher fühlen, innerhalb von fünf Jahren um vier Prozentpunkte auf mehr als 21 Prozent gestiegen.
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