Der Bund der Historischen Schützenbruderschaften will keine Verbindung zur AfD (Symbolbild). Bild: dpa
Die AfD versucht Vereine gezielt zu unterwandern, um sich ein volkstümliches Mäntelchen umzuhängen. Eine Schützenbruderschaft lässt sich weder durch Worte noch durch Geld vereinnahmen.
- -Aktualisiert am
Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) hat in den vergangenen Jahren stets Wert darauf gelegt, sich klar von der AfD abzugrenzen. Auf der Jahresmitgliederversammlung des Dachverbands, der die 400.000 katholischen Schützen der insgesamt 1,4 Millionen Schützen in Deutschland vertritt, fand Bundesschützenmeister Emil Vogt am Wochenende in Leverkusen abermals deutliche Worte – aus zweifachem Anlass. Eindringlich warnte Vogt seine Schützenbrüder vor Vereinnahmungsversuchen durch die AfD.
Ende 2019, als in Berlin über die Verschärfung des Waffenrechts beraten wurde, habe die Partei den BHDS und zahlreiche seiner Bruderschaften zielgerichtet angeschrieben, um sich als angeblich einzige politische Wahrerin der Schützen-Interessen anzudienen. Und in den vergangenen Wochen seien dem BHDS dann hohe Geldspenden angeboten worden. „Wir haben die Annahme verweigert, weil unsere Recherchen ergaben, dass hier offensichtlich über AfD-Kanäle ein für den BHDS kompromittierender Sachverhalt konstruiert werden sollte“, sagt BHDS-Sprecher Rolf Nieborg der F.A.Z. Das Motto der Aktion sei offensichtlich gewesen: „Seht her, die Schützen wollen nichts mit uns zu tun haben, aber unser Geld nehmen sie.“
Stutzig wurde man in der Zentrale der Schützenbruderschaft in Leverkusen, weil die Offerte aus Schleswig-Holstein kam, wo es gar keine BHDS-Bruderschaft gibt. Erkundungen ergaben dann, dass es sich bei dem angeblichen Freund der katholischen Schützen aus dem protestantischen Norden um einen früheren AfD-Wahlkampfmanager handelt. „Dies kann auch auf allen Ebenen des BHDS eintreten“, mahnte Vogt auf der Jahresmitgliederversammlung. „Daher bitte ich bei unbekannten Spendern um erhöhte Aufmerksamkeit.“ Offensichtlich verfolge die AfD mit solchen Aktionen eine politische Agenda.
Schützen „weltoffen“ und „heimatverbunden“
Tatsächlich wird in einem internen Papier der AfD mit dem hochtrabenden Titel „Strategie 2019 bis 2025: Die AfD auf dem Weg zur Volkspartei“ Parteimitgliedern ausdrücklich das Anbandeln mit Vereinen, Verbänden und Gruppen empfohlen, „die Traditionen pflegen“. Konkret genannt werden neben Jägern und Sportschützen auch Schützenvereine. Der BHDS ist sich sicher: Die AfD versucht Brauchtumsvereine gezielt zu unterwandern, um sich ein volkstümliches Mäntelchen umzuhängen.
Doch die Schützen hätten einen gänzlich anderen Heimatbegriff als die AfD, sagte Vogt in Leverkusen. „Während rechte Populisten unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit Grenzen abschotten wollen und Fremdenhass schüren, zeigen wir, dass unser Heimatbegriff auf Miteinander setzt und nicht auf Abgrenzung.“ Werte wie Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz gingen „fest einher“ mit dem Schützenmotto „Für Glaube, Sitte, Heimat“. Schützen seien „heimatverbunden, weltoffen und zukunftsorientiert“.