„Ich hab nur ein Mädchen totgemacht“
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Ali Bashar am 10. Juli vor dem Landgericht Wiesbaden Bild: EPA
Vergangene Woche wurde Ali Bashar zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Unbeteiligt und ausdruckslos hat er den Prozess verfolgt. Eine Rekonstruktion.
Susanna, vierzehn Jahre. Lange, schwarze Haare, dunkle Augen, lange Wimpern. Sie schminkt sich, ein bisschen zu viel, wie andere Mädchen auch. Sie hat noch keinen Freund, angefasst mag sie nicht werden und hat noch nie jemanden geküsst. Ein „Wunschkind“, die Mutter erzieht sie die ersten acht Jahre lang allein, bis sie einen neuen Mann kennenlernt, eine zweite Tochter mit ihm bekommt. Die Familie lebt in Mainz.
In der Schule ist es grad grässlich, Susanna fühlt sich gemobbt. Im Frühjahr 2018 probt sie das Schuleschwänzen, bald fehlt sie häufig. In Wiesbaden, einmal über den Rhein, findet sie eine Clique, „tolle Freunde“. Eine bunte Truppe aus Mädchen verschiedenster Herkunft – und Jungs aus den Flüchtlingsheimen in Wiesbaden-Erbenheim. Sie „chillen“ zwischen dem Platz der Deutschen Einheit, dem Luisenplatz, Burger King und McDonalds, da gibt es W-Lan. Alle „beste Freunde“. Unter den Jungs aus den Flüchtlingsheimen der Star der Truppe: Hadji, genannt Kasey, vierzehn. Er dealt, das Messer immer dabei. Alle Mädchen himmeln ihn an. Susanna verliebt sich in ihn, doch Kasey hat eine Freundin. Susanna ist für ihn „wie eine Schwester“. Sie leidet eine Weile still, ritzt sich, vertraut sich ihrer Mutter an und hört mit den Selbstverletzungen auf.
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