
Der Fall Hinz : Wer den Schaden hat
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Eine Abgeordnete hat Abschlüsse erfunden; aber im Glashaus sitzen nicht nur Politiker. Denn die Kunst der Selbstvermarktung ist wichtiger Teil der Arbeitswelt.
Der Fall Hinz ist krass; aber im Glashaus sitzen nicht nur Bundestagsabgeordnete, die jetzt alle offenbar heilige Eide schwören sollen, dass ihr offiziöser Lebenslauf mit dem tatsächlichen Leben übereinstimmt. Dabei ist doch die Kunst der optimalen Selbstvermarktung wichtiger Teil der Arbeitswelt, inklusive der Aufhübschung des Lebenslaufs, und zwar bis hinein in vermeintlich höchste gesellschaftliche Kreise.
Natürlich muss jeder dafür auch die Konsequenzen tragen; die können von mildem Spott bis zur Amtsaufgabe und zu Strafverfahren reichen. Man kann vermuten, dass Frau Hinz ohne ihre Legende nicht in den Bundestag gewählt worden wäre. Interessant bleibt, dass so lange niemand etwas merkte – wohl weil irgendwann das Leben wichtiger ist als der Lebenslauf.
Die SPD mag ihre Genossin aus der Partei ausschließen. Doch am Mandat kann die Partei nicht rütteln. Und das ist auch gut so, mag man sich noch so sehr über weiterfließende Diäten aufregen. Den Schaden hat freilich auch die Partei, auch wenn sie jetzt beteuert, dass man kein Abitur brauche, um für die SPD ins Parlament zu kommen.