Terrorismus : De Maizière ruft Bürger zur Wachsamkeit auf
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Innenminister Thomas de Maizière Bild: Röth, Frank
Es gebe so viele Gefährder in Deutschland wie nie zuvor, sagt der Innenminister in einem Interview. Einer Umfrage zufolge rechnet die Mehrheit der Deutschen mit Anschlägen. Besonders im Osten wächst die Angst.
Nach den Anschlägen in Frankreich hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Deutschen zu Aufmerksamkeit im Alltag aufgerufen. Es gebe in Deutschland derzeit „so viele Gefährder wie nie zuvor“, sagte de Maizière der „Bild am Sonntag“ und nannte eine Zahl von rund 260 Personen. Erst am Samstag wurde ein Verdächtiger in Dinslaken festgenommen. „Von ihnen geht eine Gefahr für unsere Sicherheit aus“, warnte der Minister und versicherte zugleich, dass die Sicherheitsbehörden gut aufgestellt seien.
Nötig seien aber eine Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung und eine europaweite Erfassung von Fluggastdaten. „Beide Instrumente halte ich für erforderlich, das galt vor den schrecklichen Ereignissen in Frankreich ebenso, wie es danach gilt“, sagte de Maizière. Zuvor hatte sich Justizminister Heiko Maas (SPD) gegen die Einführung der Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen.
„Wachsamkeit ist wichtig und richtig“
Der Innenminister setzt außerdem auf die Hilfe der Bevölkerung. „Da ist Wachsamkeit der Bürger, der Familien, der Nachbarn, der Sportfreunde oder Mitgläubigen in Moscheegemeinden wichtig und richtig“, fügte er hinzu. „Wir haben Radikalisierungsprozesse in Deutschland, bei denen sich Personen äußerlich und innerlich bis hin zu ihren Essgewohnheiten verändern.“
Die Zeitung veröffentlichte eine repräsentative Umfrage, derzufolge angesichts der Gewalt in Frankreich auch in Deutschland die Sorge vor Anschlägen wächst. Laut der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Emnid unter 505 am Donnerstag Befragten glauben 74 Prozent, dass Anschläge wie in Paris auch hierzulande möglich sind. Demnach sind 24 Prozent gegenteiliger Meinung.
Osten fürchtet Anschläge besonders
Im Westen Deutschlands sehen der Umfrage zufolge 72 Prozent eine wachsende Gefährdung, im Osten sogar 83 Prozent. Trotz des islamistischen Hintergrunds der Gewalttaten sagen demnach 63 Prozent, dass die Ereignisse in Frankreich der islamfeindlichen Bewegung Pegida nicht Recht geben. Gegenteilig äußern sich den Angaben zufolge 29 Prozent - 28 Prozent im Westen und 35 Prozent im Osten.
Weiter sehen laut der Umfrage 56 Prozent einen Zusammenhang zwischen den Anschlägen von Paris und dem Islam. Anders sehen dies demnach 39 Prozent. Eine Mehrheit von 62 Prozent hält den Islam laut der Erhebung allerdings nicht für gewalttätiger als andere Religionen, während dies 33 Prozent tun. Im Osten sehen demnach 46 Prozent einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Islam, im Westen 29 Prozent.