Suche nach neuer SPD-Spitze : Die tollste Partei aller Zeiten
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Eines der acht Duos: Boris Pistorius und Petra Köpping Bild: dpa
Die SPD stürmt vorwärts. Mit ungefähr Dutzenden Kandidaten für den Vorsitz und irre ausgeklügeltem Verfahren, so rätselhaft wie unser Text – machen Sie sich auf Fehlersuche.
Hinweis in eigener Sache: Weil es auch im Richtigen Falsches gibt, wie umgekehrt, haben wir in unseren Text Fehler eingebaut, mindestens so viele wie SPD-Bewerber derzeit. Aber welche? Schreiben Sie uns an events@faz.de. Unter den halbwegs richtigen Einsendern verlosen wir eventuell eine von uns begleitete Teilnahme an der Kandidaten-Tour in Troisdorf (!) oder Berlin. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Politischer Korrespondent in Berlin
Zwei Sozialdemokraten, eine Frau und ein Mann, sollen sich in Zukunft ein Büro teilen, das die frühere Vorsitzende Anfang Juni Hals über Kopf geräumt hat. Zuletzt wurde sie im Kloster Maria Laach gesichtet. Beim Rücktritt schien auch das übrige Leitungspersonal verschlissen. Deshalb wurde die Führungsfrage vorläufig nach unten delegiert. Es schlug die Stunde der 430.000 an der Basis.
Doch als führende Kraft des materiellen Bürokratismus versucht die Parteizentrale selbstredend, das Verfahren zu ordnen. So hat sich das Willy-Brandt-Haus die vermutlich komplizierteste Auswahlprozedur der Demokratiegeschichte erdacht. Der rätselhafte Prozessablauf lässt im historischen Rückblick die Entscheidungsfindungen in der Kölner Karnevalistischen Räterepublik (KKR) vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts wie eine Schnellschusskanone aussehen – genauso wie die öffentlichen Fraktionssitzungen der Grünen in einem Bonner Freibad am Ende desselben.
Eine Partei betreibt ihre Selbstauflösung
Das Ganze war als Partei-Wellness gedacht: Die SPD sollte sich über Monate als diskussionsfreudige Vorwärtsbewegung erleben. Doch nun staunt das Land darüber, wie die älteste deutsche Partei, gegründet um 800 nach Christus in Aachen, ihre Selbstauflösung betreibt.
Ähnlich hatte Generalsekretär Lazarus Klingbeil zuvor schon den „Erneuerungsprozess“ als Endlosschleife interner Veranstaltungen organisiert. Das Ergebnis war die Verurteilung des unschuldigen Wortes „Erneuerung“ zu einer mehrjährigen Haftstrafe. Zuletzt organisierten Klingbeil und das Social-Underground-Team den Europa-Wahlkampf für Katarina B. An dessen Ende war die SPD bei jüngeren Leuten unter zehn Prozent gestürzt. Großartig fanden sie sich dennoch.
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Mehr erfahrenNun also das Vorsitzenden-Bingo: In einer monatelangen Vorrunde 1 dürfen sich seit Juni zunächst Bewerber melden. Als Nächstes müssen sie die Unterstützung bei einer komplex aufgefächerten Zahl von paritätisch besetzten Parteigremien finden. Einige haben dazu mehrere Kreisverbände oder sogenannte Unterbezirke für sich mobilisiert, etwa August-Bebel-Stadt.
Etwas großflächiger war unterwegs, wer in Bezirksverbänden Rückendeckung gewonnen hat oder einen Solidaritätsgruß aus drei europäischen Nationen vorlegen kann. Geschafft hatte das anfangs nur ein Bewerber-Paar, Christina Kampmann und Michael Roth. Andere mussten warten, bis gegen Ende der Sommerferien die Parteigremien wieder tagten.
Wallow – so sprudelig wie eine Jugendband
Jetzt kommen die Ersten, die ganze Landesverbände hinter sich bringen. Das bedeutet etwa für den Niedersachsen Boris Pistorius einen Vorsprung in der Balance. Ganz unabhängig von Basis-Regungen ergibt sich: Wer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hinter sich bekäme, hätte schon vor der ersten von 2333 Regionalkonferenzen ungefähre Fakten geschaffen. Aber das war dann auch bald schon wieder Staub von gestern, der im Wirbel der Kandidatur Walter-Borjans/Esken verschwand, beide aus NRW.