
CO2-Preis : Klima braucht Vorreiter
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Thyssen-Krupp will in seinem Stahlwerk Schwelgern weniger Kohlendioxid ausstoßen Bild: dpa
Manche sagen, Klimaschutz bringt nichts, wenn Deutschland allein vorausgeht. Das Gegenteil ist richtig. Jemand muss den Weg bahnen – und wer, wenn nicht wir?
Es gibt ein Totschlagargument gegen eine wirksame deutsche Klimapolitik, und das geht so: Neben China oder Amerika sind wir unter den Sündern der Welt nur eine winzige, wenn auch heftig qualmende Funzel. Wie sehr wir uns auch mühen, allein kriegen wir die Atmosphäre nicht gerettet. Solange Trump Trump ist und China nicht so wird wie wir, ist alles sinnlos.
Die deutschen Wirtschaftsweisen haben in ihrem neuen Gutachten jetzt trotzdem genau dies vorgeschlagen: Berlin soll vorläufig allein vorangehen und dem Kohlendioxid, das deutsche Autos und Gebäudeheizungen in die Atmosphäre pumpen, ein Preisschild anheften. Europäische und internationale Kooperation bleibt ihrer Ansicht nach zwar langfristig nötig, aber die Atmosphäre kann nicht warten, bis auch der letzte Zauderer mit im Solarboot sitzt.
„Uns geht es um die Vorbildfunktion“, sagt der Chef der Wirtschaftsweisen. Recht hat er. Weltweiter Klimaschutz ist nur denkbar, wenn einzelne Länder vormachen, dass das Nötige auch möglich ist. Dass man sauber werden kann, ohne zu verarmen. Und diese Einzelnen können nur die sein, die erstens reich genug sind für so einen Kraftakt und zweitens auch besonders schuldig an den Problemen der Zeit, weil sie mehr Klimagase pro Kopf produzieren als andere.
Beides gilt für Deutschland. Es mag ja stimmen, dass wir allein das nicht schaffen. Deutschland ist nicht alles. Aber ohne Deutschland wird es nichts.

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.
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