Die chaotische Suche nach den Mutanten
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Nur PCR-Tests, keine Sequenzierung: Corona-Labor in Wien. Bild: dpa
Eine systematische Sequenzierung, um Corona-Mutationen zu entdeckten, findet bislang in Deutschland nicht statt. Die neue Verordnung von Minister Spahn halten Virologen für unzureichend – und sie kommt viel zu spät.
In Gesundheitsämtern, bei Politikern und Epidemiologen herrscht derzeit große Unsicherheit vor, wenn es darum geht, die Entwicklung der Pandemie einzuschätzen. Zur Beurteilung, ob der Lockdown Ende Januar verlängert werden sollte, ob Schulen öffnen können, ob der Einzelhandel wieder Waren verkaufen kann, ist es wichtig zu wissen, welche Virusvariante sich gerade mit welcher Geschwindigkeit ausbreitet. In Deutschland fehlt bislang eine molekulare Überwachung des Coronavirus, mit der Mutationen entdeckt werden könnten. Zudem gibt es außerdem keine Strategie, nach welcher Systematik Proben erhoben und analysiert werden sollen.

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Redakteur in der Politik.
Dabei wurden die politisch Verantwortlichen früh gewarnt. Noch vor dem Beginn der Corona-Pandemie wies die Deutsche Gesellschaft für Virologie (GfV) in einem Brief auf die fehlenden Strukturen und die schlechte Ausstattung der Konsiliarlabore hin. Diese Labore sind für die sogenannte Sequenzierung der Virenstämme zuständig. „Leider konnten wir damals nichts bewegen“, sagt Thomas Stamminger, Direktor der Virologie der Uniklinik Ulm und stellvertretender Präsident der GfV. Eine Antwort aus Berlin gab es, soweit Stamminger weiß, nicht. Kurz vor Heiligabend, neun Monate nach Beginn der Pandemie, gab der Virologenverband eine Stellungnahme ab: „Gleichzeitig zeigt das Auftreten dieser Virusvariante“, – gemeint ist die neue Corona-Virusvariante, wie sie in Großbritannien und Südafrika in Laboren analysiert worden ist –, „dass die Bemühungen um eine systematische molekulare Surveillance in Deutschland dringend verstärkt werden sollten.“
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