Können deutsche Städte abgeriegelt werden?
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Aufgeklappte Feldbetten in einer Turnhalle auf dem Frankfurter Flughafen Bild: Helmut Fricke
Bei Großseuchen darf die Regierung Grundrechte aushebeln, sie kann Bürger zu einer Quarantäne zwingen. Gilt das auch für ganze Kommunen?
Als nichts mehr half, begannen die Menschen in China zu singen. Sie saßen in Hochhäusern in Wuhan und durften ihre Wohnungen nicht verlassen. Auf den Straßen patrouillierte das Militär, die Geschäfte waren geschlossen, die Krankenhäuser überfüllt. Also standen die Leute am Fenster und blickten auf eine leere Stadt. Nachbarn riefen sich aus sicherer Entfernung Durchhalteparolen zu. Jemand sang etwas. Immer mehr stimmten ein. Es war die chinesische Nationalhymne: „Steht auf! Alle, die keine Sklaven mehr sein möchten! Lasst uns aus unserem Fleisch und Blut die neuen Mauern bauen. In größter Bedrängnis ist Chinas Volk. Der Unterdrückten letzter Schrei ertönt: Steht auf!“
Viele Chinesen mochten dieses Pathos. Videos davon wurden im Internet geteilt. Der Text der Nationalhymne schien auch irgendwie zur Lage zu passen. Schließlich hatten die Leute von Wuhan wirklich mit ihrem „Fleisch und Blut“ eine Mauer errichtet. Sie sollten das Virus eindämmen, indem sie im Zweifel krank wurden, aber dafür der Rest der Welt verschont blieb. Die Quarantäne von Wuhan hat eine Pandemie nicht verhindert, aber verzögert. So hatte die Welt etwas Zeit, sich auf das Unweigerliche einzustellen.
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