
Die Aerosole der Freiheitsapostel
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Am Rande der Demonstration der Initiative „Querdenken“ in Konstanz am 4. Oktober. Bild: dpa
Corona fordert den Gemeinsinn heraus. Das funktioniert erstaunlich gut. Gefährdet wird dieser Erfolg aber durch einen falschen Begriff von Freiheit.
Was hat sich in siebzig Jahren getan, dass die Gesellschaft auf eine Epidemie so fundamental anders reagiert? Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren die deutschen Krankenhäuser überfüllt, starben Zehntausende Patienten, war das dafür „verantwortliche“ Virus hochansteckend – aber es scherte sich so gut wie niemand darum, jedenfalls nicht Staat und Öffentlichkeit. Das lag an historischen Gründen, von denen die zeitliche Nähe zum Krieg vielleicht der wichtigste ist.
Entscheidend aber ist, dass der damalige Sozialstaat diese Art der Lebensbedrohung noch als Schicksalsschlag hinnahm, der moderne Sozialstaat sich hingegen als Alleskönner damit nicht abfinden kann. Entsprechend orientiert sich die Bevölkerung. Damals entsprach ihre Gleichgültigkeit dem Bedürfnis, von Politik, Parteien und Schicksal nicht im Optimismus auf die wiedergewonnene Zukunft gestört zu werden. Heute sitzt der Schock so tief, weil die Rundumsicherheit, die der Staat verspricht, nicht mehr da ist.
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