Die alles entscheidende Zahl
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Geübter Umgang mit Zahlen: Angela Merkel auf der Pressekonferenz zu Plänen der Lockerung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Epidemie am 15. April 2020. Bild: Reuters
Die Kanzlerin hat es deutlich gemacht: Die Entwicklung der Covid-19-Pandemie hängt entscheidend an einer einzigen Zahl. Was genau aber bedeutet diese Reproduktionszahl? Und wie wird sie ermittelt?
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer jüngsten Pressekonferenz die zu erwartenden Szenarien der weiteren Ausbreitung von Covid-19 in Deutschland erklärte, meinte so mancher, in ihren Ausführungen das intuitive Zahlenverständnis einer promovierten Physikerin erkennen zu können: „Wir sind jetzt ungefähr bei einem Reproduktionsfaktor 1. Also einer steckt ungefähr einen an. Schon wenn wir darauf kommen, dass jeder 1,1 Menschen ansteckt, dann sind wir im Oktober wieder an der Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems”, erklärte sie. Sodann führte sie aus, dass ein Reproduktionsfaktor von 1,2 der Situation entspräche, dass von fünf Menschen einer zwei und vier je einen weiteren Menschen anstecken. Eine solche Situation würde unser Gesundheitssystem schon im Juli an seine Belastungsgrenze führen, bei einem Reproduktionsfaktor von 1,3 werde dies bereits im Juni erreicht.
Die Zahl, die Merkel ins Zentrum ihrer Ausführungen stellte, ist in der Tat die zentrale Größe für die Beschreibung der Dynamik einer Epidemie. Sie bestimmt deren Dramatik und die Folgen für das Gesundheitssystem. Definiert ist die Reproduktionszahl als die durchschnittliche Zahl der Ansteckungen, die von einem infizierten Menschen ausgehen. Ihr Wert kann sich nicht nur mit der Zeit ändern, sondern unterliegt auch regionalen Variationen.
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