
Corona-Impfungen : Probleme nicht kleinreden
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Die Impfung wird im Impfpass vermerkt. Bild: dpa
Gesundheitsminister Spahn neigt dazu, die Probleme beim Impfen zu verniedlichen. Er spricht von Ungeduld und offenen Fragen. Dabei sind die niedrigen Impfquoten in manchen Bundesländern keine Bagatelle.
Natürlich war allen klar, dass der Corona-Impfstoff am Anfang knapp sein würde. Doch ganz so einfach, wie der Bundesgesundheitsminister es am Mittwoch dargestellt hat, sind die Dinge aber auch nicht. Zwar hatte Jens Spahn über den Beginn der Impfungen in den Pflegeheimen selbst einmal gesagt, es holpere manchmal. Doch nach mehr als einer Woche zeigen die Erfahrungen, dass es in den Ländern manchmal nicht eben bloß holpert. Mancherorts spüren die unermüdlichen Impfteams veritable Turbulenzen. Inzwischen ist klar, dass die Organisation der Massenimpfungen sehr viel komplizierter ist, als man es sich zuvor vorgestellt hatte.
Zwar kann man Spahn nicht vorwerfen, die Probleme zu ignorieren. Er sprach am Mittwoch von „Fehlern“. Doch in vielen Gegenden sind die Menschen aus gutem Grund verunsichert, weil jedes Land bei der Organisation der Impfkampagne anders vorgeht – und damit ganz unterschiedliche Erfolge erzielt. Dabei geht es auch um eine grundsätzliche Frage: um die nach der Gerechtigkeit.
Jede Impfung zählt, jeder Tag ist wichtig. Dennoch waren zuletzt in Thüringen nicht einmal zwei von tausend Einwohnern geimpft, während der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern bei mehr als elf lag. Dafür sind die Länder verantwortlich, nicht der Bundesminister. Doch der macht die Lage nicht besser, wenn er berechtigte Kritik als „Ungeduld“ abtut und lediglich konstatiert, die Bürger hätten eben „viele Fragen“.
Bund und Länder haben in ihrem Beschlusspapier vom Dienstagabend zugesagt, dass alle Pflegebedürftigen bis „spätestens Mitte Februar“ geimpft werden können. Man wird sie an diesem Versprechen messen müssen. Was den direkten Verantwortungsbereich Spahns betrifft, die Beschaffung von genügend Dosen der zugelassenen Impfstoffe, so war der Mittwoch ein guter Tag.
Schon bald wird ein zweiter Impfstoff zur Verfügung stehen, die Geschwindigkeit der Impfungen kann demnächst steigen. Dann liegt es an den Bürgern, ihrer Verantwortung nachzukommen. Und sich impfen zu lassen.
