Demonstranten am 1. Mai 2020 vor der Volksbühne in Berlin Bild: Jens Gyarmaty
Der Unmut über die Corona-Einschränkungen befeuert Proteste. Die Demonstranten fürchten eine „Corona-Diktatur“. Einige halten das Virus für eine Erfindung von Bill Gates.
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Deutschland schaut finsteren Zeiten entgegen. Den Eindruck muss bekommen, wer sich am Freitag am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlins Mitte aufhält. Kurz nach drei Uhr mittags steht am 1. Mai ein Mann in schwarzem Anzug und weißem Hemd vor einer Polizeiabsperrung und hält eine Rede. „Ich bestehe auf der Einhaltung der Verfassung“, ruft er. Die Leute applaudieren. Dann wird der Mann von Polizisten abgeführt. Buhrufe. „Wir sind das Volk“, rufen Umstehende.
Ein junger Mann mit Bart und zum Dutt hochgesteckten Haaren ruft: „Ich fühle mich von der Polizei bedroht!“ Ein anderer, der genauso aussieht, erinnert die Polizisten daran, dass sie vielleicht auch Kinder hätten. „Eure Kinder rennen mit Masken in der Schule in den vierten Stock und fallen dort um, weil sie keine Luft mehr bekommen“, sagt er den Beamten. Ein Mann hält ein Plakat hoch: „2020=1933?“ steht darauf. Ein älterer Herr mit aufgeschnittener Maske trägt selbstgemachte Gedichte vor. Eines endet mit der Zeile: „So zog dereinst auch Adolf ein.“ Auf seinem Rücken hat er ein Schild angebracht: „Glaubenszwang, Maskenzwang, Impfzwang, Chipzwang“ steht da untereinander. Hinter den ersten beiden Zwängen ist ein Haken angebracht, die gibt es seiner Meinung nach schon. Die anderen beiden erwartet er in der Zukunft. Ein Herr mit Hut läuft die Straße auf und ab und liest, nein, schreit Seite um Seite das Grundgesetz den Umstehenden vor. Dessen Geltung ist nach Meinung der Anwesenden in Gefahr.
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