Pandemie-Bilanz : Lauterbach: Corona-Regeln im Freien waren „Schwachsinn“
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit Bild: dpa
Insgesamt zieht der Bundesgesundheitsminister drei Jahre nach Beginn der Pandemie eine positive Bilanz. Besonders Bayern wirft er jedoch „Exzesse“ vor. Der Freistaat widerspricht.
Nach der Kritik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an „Exzessen“ der Länder und vor allem Bayerns in der Corona-Pandemie hat der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek das eigene Vorgehen verteidigt. „Zum Beginn der Pandemie musste schnell gehandelt werden, um Menschenleben zu retten. Das kann niemand ernsthaft bestreiten – auch nicht Herr Lauterbach“, sagte er am Freitag. Der bayerische Corona-Kurs sei deshalb konsequent gewesen.
Im weiteren Verlauf der Pandemie habe man „mit Augenmaß auf neue Entwicklungen reagiert“ und, sobald es die Lage erlaubt habe, „möglichst rasch mehr Freiheiten ermöglicht“, äußerte der bayerische Gesundheitsminister. Er verwies auch darauf, dass der Freistaat durch die angrenzenden europäischen Nachbarländer einer stärkeren Belastung als andere Bundesländer ausgesetzt gewesen sei.
Holetschek fügte hinzu, Lauterbach müsse eigentlich wissen, „dass Bayern in wichtigen Bereichen Vorbild war“, etwa bei Corona-Tests an Schulen, um Präsenzunterricht ermöglichen zu können.
Holetschek: Haben vieles richtig gemacht
Lauterbach hatte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ abermals Fehler bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie kritisiert und dabei vor allem Bayern angeprangert. Die Bundesländer hätten massiv überreizt, insbesondere der Freistaat.
„Was Schwachsinn gewesen ist, wenn ich so frei sprechen darf, sind diese Regeln draußen“, sagte er. Lauterbach bezog sich etwa auf das zeitweise ausgesprochene Verbot, ohne Maske joggen zu gehen. „Das ist natürlich klar, das sind Exzesse gewesen“, sagte der Bundesgesundheitsminister, der seit Dezember 2021 im Amt ist. Auch die langen Kita- und Schulschließungen seien ein Fehler gewesen.
Der bayerische Gesundheitsminister verwies am Freitag hingegen darauf, dass der Kurs des Freistaats in der Corona-Pandemie durch den „Bayerntrend“ des Bayerischen Rundfunks (BR) im Januar bestätigt worden sei. In der Umfrage hätten 70 Prozent der befragten Personen angegeben, dass Bayern sehr gut oder gut durch die Corona-Jahre gekommen sei. Das zeige auch, dass Bayern bei seinem Corona-Management vieles richtig gemacht habe, so Holetschek.
Auch Lauterbachs Bilanz war am Donnerstagabend knapp drei Jahre nach Beginn der Pandemie insgesamt positiv ausgefallen. „Wir sind gut durchgekommen“, sagte er im ZDF. Dank des vorsichtigen Vorgehens sei die Sterblichkeit in Deutschland trotz der alten Bevölkerung niedriger gewesen als in anderen Ländern.
Bislang seien etwa 180.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. „Das ist keine schlechte Zahl, aber wir wären noch besser gewesen, wenn es nicht diese ständige Politisierung der Maßnahmen gegeben hätte“, sagte der Bundesgesundheitsminister weiter.
WHO: Keine Erhöhung der Krankheitsschwere
Der Anteil der Omikron-Sublinie XBB.1.5 in Deutschland ist unterdessen weiter angestiegen. In der vergangenen Woche wurde die Sublinie in neun Prozent der untersuchten Stichproben nachgewiesen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Wochenbericht vom Donnerstagabend schrieb. „XBB.1.5 ist nun die am zweithäufigsten in der Stichprobe nachgewiesene Variante.“
Die Werte basieren allerdings auf geringen absoluten Zahlen, denn das vollständige Viruserbgut wird nur bei einem sehr kleinen Anteil positiver Proben untersucht. Für die nächsten Wochen werde mit einem weiteren Anstieg der Variante gerechnet, schreibt das RKI. In den USA sei die Variante laut der dortigen Gesundheitsbehörde bereits dominant. Der Virologe Christian Drosten hatte bereits Mitte Januar gesagt, dass die Sublinie in Deutschland vorherrschend werden dürfte. Das heiße aber längst nicht, dass eine riesige neue Welle noch in diesem Winter drohe.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist die neue Sublinie keine Mutation auf, die für Veränderungen der Krankheitsschwere bekannt wäre. Nach Angaben des RKI wurde mit der zunehmenden Verbreitung der Sublinie „keine Erhöhung der Krankheitsschwere“ beobachtet.