Weidel und Chrupalla gewinnen : Was die Entscheidung für den Richtungskampf in der AfD bedeutet
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Die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alice Weidel, und der Parteivorsitzende Tino Chrupalla am 25. Mai in Berlin Bild: dpa
Die Basis der AfD macht Tino Chrupalla und Alice Weidel zum Spitzenduo für die Bundestagswahl. Für das gemäßigte Lager um Jörg Meuthen ist das eine schwere Schlappe.
Die AfD geht mit dem Spitzenduo aus Tino Chrupalla und Alice Weidel in den Wahlkampf. In einem Mitgliederentscheid sprachen sich 71 Prozent für den Parteivorsitzenden und die Fraktionschefin im Bundestag aus, teilte die AfD am Dienstag mit. Das Duo aus der hessischen Bundestagsabgeordneten Joana Cotar und dem ehemaligen Luftwaffengeneral Joachim Wundrak erhielt nur 27 Prozent, zwei Prozent der Mitglieder lehnten beide Duos ab. An der Abstimmung nahmen 48 Prozent der rund 30.000 AfD-Mitglieder teil.
Das Ergebnis ist in dieser Deutlichkeit eine schwere Schlappe für das Lager um Ko-Parteichef Jörg Meuthen, der für eine gemäßigtere Linie steht. Chrupalla, der aus Sachsen stammt, und Weidel erfahren hingegen Unterstützung aus dem Rechtsaußen-Lager des ehemaligen „Flügels“. Zwar sind beide weit bekannter als Cotar und Wundrak. Im Meuthen-Lager aber hatte man auf die Mitglieder im Westen gehofft, die deutlich in der Überzahl sind. Zwar hatte man nicht unbedingt mit einem Sieg gerechnet, doch mit einem Ergebnis von um die vierzig Prozent.
Einig in den Wahlkampf?
Bei ihrer Vorstellung als Spitzenkandidaten sagte Weidel, die AfD könne nun „einig in den Wahlkampf ziehen“, das Ergebnis sei „lager- und strömungsübergreifend“. Chrupalla sah in dem Resultat ein „Votum für das Ende der Richtungsdebatte in der Partei“. Das dürfte zwar Wunschdenken sein. Aber offensichtlich haben viele Mitglieder dem Richtungsstreit wenig Bedeutung beigemessen.
Für Meuthen, der im Bundesvorstand über eine klare Mehrheit verfügt, stellt sich nun die Frage, ob er seinen Einfluss weiter geltend machen kann. Schon auf dem Dresdner Wahlparteitag im April war er in entscheidenden Fragen unterlegen, die Partei entschied sich für den radikaleren Kurs, wie ihn der „Flügel“-Chef Björn Höcke vertritt. Dazu gehört etwa die Forderung, Deutschland solle aus der EU austreten. Chrupalla sagte, die EU sei nicht mehr reformierbar. „Ein totes Pferd kann man nicht ewig reiten“, bemerkte er.
Weidel sagte, im Wahlkampf der AfD werde die „neue soziale Frage“ im Mittelpunkt stehen. In Zeiten sinkender Inzidenzen und rasch steigender Impfzahlen wolle die AfD sich auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie konzentrieren. Durch die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung stehen laut Weidel „ganze Industriezweige vor der Pleite“. Durch den Abbau der Energiewirtschaft und der Autobranche sei es zu einer „Abwanderung von Humankapital“ aus Deutschland gekommen. Chrupalla, selbst Handwerksmeister, sagte, der Mittelstand in Deutschland sei „erodiert“. Er sei politisch heimatlos, die AfD wolle ihm eine neue Heimat geben.
Weidel gab sich zu erkennen als Anhängerin der Verschwörungstheorie von der Schaffung einer neuen Weltordnung. Diese Verschwörungstheorie bildete sich um eine Initiative des Weltwirtschaftsforums namens „Der große Umbruch“. Die Initiative sieht eine Neugestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft nach der Corona-Pandemie vor. Weidel sagte, die weitgehenden Freiheitsbeschränkungen in der Pandemie, Entscheidungsgremien wie die Ministerpräsidentenkonferenz und das neue Infektionsschutzgesetz seien „eine Gefahr für unsere demokratische Verfassung“.