
Infektionswelle in China : Corona lässt sich nicht aussperren
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Fluggäsäte am Pekinger Flughafen Bild: AP
Peking kommt seiner Verantwortung nicht nach. Doch es gilt, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Flüge ausfallen zu lassen, schützt weniger als gedacht. Berlin sollte einen anderen Weg beschreiten.
Es gibt keinen Zweifel, dass China seiner Verantwortung in der Corona-Krise nur unzureichend nachkommt. Schon am Beginn der Pandemie, die dort ihren Anfang nahm, mahnten internationale Wissenschaftler bei den Behörden in Peking mehr Kooperationsbereitschaft an – freilich ohne Erfolg. Die Strategie des Schweigens setzt sich jetzt fort. Wie hoch sich die Welle der Infektionen in dem Land nach dem plötzlichen Wegfall vieler Beschränkungen auftürmt, können ausländische Fachleute und Regierungen nur schätzen. Auch liegen keine Informationen darüber vor, welche Varianten des Virus sich in China gerade ausbreiten.
Die Staatengemeinschaft beschäftigt sich daher aus guten Gründen mit der Frage, wie sie ihre Bürger vor möglichen Gesundheitsgefahren aus China schützen kann. Doch nicht jede Maßnahme, die politisch als wirksames Instrument verkauft wird, dürfte die behauptete Wirkung entfalten. So manche Forderung, die gerade kursiert, dürfte eher der Sphäre der symbolischen Politik zuzuordnen sein. So zeigt die Erfahrung, dass das Aussetzen von Flugverbindungen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 allenfalls bremst, nicht aber verhindert. Vor zwei Jahren hatte Deutschland alle Verbindungen aus Südafrika und Großbritannien vorübergehend gekappt, ins Land gekommen sind die dortigen Varianten dennoch. Solange Reisende Drehkreuze nutzen oder das Verkehrsmittel wechseln, dürfte die Wirkung von Aussperrungen bescheiden sein. Auch negative Tests von Reisenden aus China zu verlangen klingt wirksamer, als es in Wirklichkeit ist. Tests können falsch negativ ausfallen und Reisende sich auch nach dem Abstrich infizieren.
Anstatt auf Restriktionen zu setzen, sollte Berlin seine Bemühungen verstärken, neue Varianten schnell zu erkennen. Fachleute bemängeln, dass die Zahl der genetisch sequenzierten Proben stark zurückgegangen ist. Doch dieses Wissen ist unabdingbar, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Wer mit dem Virus leben muss, der sollte es wenigstens gut genug kennen.