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Unmut gegenüber Frauen Union? : Widmann-Mauz scheitert bei CDU-Präsidiumswahl

Abgestraft: Annette Widmann-Mauz Bild: dpa

Bei der Wahl des engeren Führungszirkels der CDU ist die Vorsitzende der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz, die Verliererin. Abgestraft wird auch der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn.

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          Die CDU hat ihr Präsidium auf einem digitalen Parteitag nach der Wahl von Friedrich Merz als Vorsitzendem und Mario Czaja als Generalsekretär komplettiert. Als Stellvertreter des Parteivorsitzenden wählten die Delegierten am Samstag den baden-württembergischen Bundestagsabgeordneten Andreas Jung, Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Wirtschaftsfachmann Carsten Linnemann aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien neu ins Amt. Wiedergewählt wurde zudem Silvia Breher, die vom niedersächsischen Landesverband nominiert wurde und bereits seit 2019 als Stellvertreterin agiert.

          Lorenz Hemicker
          Redakteur beim Chef vom Dienst.

          Die Kandidaten setzten bei ihrer Vorstellung im Konrad-Adenauer-Haus unterschiedliche Akzente. Breher kündigte an, sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Förderung des ländlichen Raums stark machen zu wollen. Jung sagte, die Union müsse zur Partei der Nachhaltigkeit in Deutschland werden, „wir und niemand anders“. Kretschmer betonte die Rolle der CDU als „letzte Volkspartei“, die es zu erhalten gelte, die Kontrollaufgabe der Union als nun führende Oppositionskraft im Bundestag und, nicht zuletzt, dass die Union „mit einem Lächeln im Gesicht“ jenen entgegentreten müsse, die Gegner der Demokratie seien und Falschnachrichten verbreiteten.

          „CDU braucht klare Erkennungsmelodie“

          Linnemann skizzierte sein eigenes Drei-Punkte-Programm: Die CDU brauche wieder „eine klare Erkennungsmelodie“, ihre Mitglieder müssten wieder von den Sachen begeistert sein, für die sie einträten „und nicht nur von uns selbst“. Schließlich ginge es darum, sich eine „Mentalität des Machens“ abermals anzueignen. Prien kündigte an, einen Beitrag dafür zu leisten, dass die Menschen in Deutschland der CDU wieder vertrauen. Sie warb für eine starke Basis, einen klaren Kurs und wies auf ihre Rolle als erfolgreiche Wahlkämpferin hin. In Schleswig-Holstein stimmen die Menschen am 8. Mai über einen neuen Landtag ab.

          An die Erfolge von Friedrich Merz und Mario Czaja, die zuvor 95 beziehungsweise 93 Prozent der abgegeben Stimmen auf sich vereint hatten, konnte nur Kretschmer mit einem Ergebnis von knapp 93 Prozent anknüpfen. Nahezu auf Augenhöhe schnitten Silvia Breher (82 Prozent), Carsten Linnemann und Michael Jung ab (beide 81 Prozent), auf Karin Prien entfielen 71 Prozent.

          Bei der Wahl der weiteren sieben Mitglieder des Präsidiums stand von Anfang an fest, dass es einen Verlierer geben würde. Acht Kandidaten hatten sich für die Plätze beworben. Während die Stellvertreter am Samstag noch einmal die Gelegenheit erhalten hatten, sich persönlich an die Delegierten zu wenden, mussten die übrigen Bewerber angesichts der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Beschränkungen der Anwesenden im Konrad-Adenauer-Haus auf ihre Wahlvideos vertrauen.

          Am Ende fiel die Rolle der Verliererin der Vorsitzenden der Frauen Union Annette Widmann-Mauz zu. Sie konnte bei der Abstimmung nur 45 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Aus Delegiertenkreisen hieß es nach der Wahl, dass Unmut gegenüber der Frauen Union vermutlich eine Rolle gespielt habe. Sie gelte als verkrustet, innovationslos und sei im Wahlkampf wirkungslos gewesen. Als Vorsitzende der Frauen Union bleibt Widmann-Mauz weiterhin Teil des Bundesvorstands. Neben ihr galten der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die von der Jungen Union vorgeschlagene junge Digital-Fachfrau Ronja Kemmer als Kandidaten für die undankbare Rolle des Achten.

          Tatsächlich erzielte Spahn mit 60 Prozent am Ende das schlechteste Ergebnis der Gewählten, während Kemmer mit 70 Prozent überraschend ungefährdet ins Präsidium einzog. Als weitere Mitglieder wurden Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (84 Prozent), Sachen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (83 Prozent), Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (82 Prozent), die hessische CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus und Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbach (68 Prozent) gewählt .

          Zum Mitgliederbeauftragten wählte der Parteitag Henning Otte wieder (mit 92 Prozent), die langjährige stellvertretende Bundesvorsitzende Julia Klöckner erhielt bei ihrer Wahl zur Bundesschatzmeisterin 73 Prozent der Stimmen. Die digitalen Wahlen müssen formal per Briefwahl bestätigt werden. Deren Ergebnis soll am 31. Januar verkündet werden.

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