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CDU Hessen : Ein Wahlkampf nach bayerischer Art

Boris Rhein am Freitag in Fulda Bild: dpa

Ein halbes Jahr vor der Landtagswahl will die CDU in Hessen nichts dem Zufall überlassen. Mit Angriffen auf die Ampel, vielen Umfragen, emotionalen Themen – und etwas Hilfe von der CSU will man gewinnen.

          4 Min.

          Bayern und Hessen wählen an einem Tag, dem 8. Oktober. Deshalb wollen die hessische CDU und die bayerische CSU stärker zusammenrücken, sich abstimmen, gemeinsam die Ampel-Koalition im Bund attackieren. Die Landtagswahlen sollen zu einer „Abstimmung über die Chaos-Ampel“ werden. So sagte es der hessische CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident Boris Rhein bei einer Klausurtagung seiner Partei am Wochenende in Fulda.

          Timo Steppat
          Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

          Von den „Midterms der Ampel“ sprach sein Gast Alexander Dobrindt, Landesgruppenchef der CSU im Bundestag, in Anspielung auf die amerikanischen Zwischenwahlen. Im Herbst wählten 20 Millionen Menschen, fast ein Viertel der Deutschen, und könnten ein „klares Signal“ abgeben, dass die „Streit-Ampel“ nicht auf eine Verlängerung hoffen dürfe. Rhein sprach davon, dass vom Treffen der Koalitionäre in Berlin an diesem Wochenende das Signal von „Zank, Zaudern, Zögern“ ausgehe, von Fulda hingegen Zuversicht. „Wir sind das Kontrastprogramm zur Bundesregierung“, heißt es in einem Programmpapier.

          Hoffnung auf einen goldenen Oktober

          Die hessische CDU will von der CSU lernen. Nicht nur, was krawallige Alliterationen betrifft, auch in der Art der Kampagnenführung und Themensetzung. Vom „goldenen September“ spricht Rhein und beschreibt die Landtagswahl 2013 als eine Art Vorbild; den CSU-Wahlkampf organisierte damals Dobrindt und er bescherte der Partei damit eine absolute Mehrheit. Nun setzt man auf einen „goldenen Oktober.“

          Nein, Wahlziele von 40 plus X, wie sie die CSU einst ausgab, will man in Wiesbaden nicht setzen, sagte ein Sprecher. Aber die Themensetzung von damals, die um Ausländermaut und Mütterrente kreiste, soll für Inspiration sorgen. Emotional sollen die Themen sein, die Menschen bewegen. Dafür hat man sich den ehemaligen Kampagnenmacher der CSU eingekauft: Benedikt Kuhn, der inzwischen für die Agentur Thjnk arbeitet, soll Generalsekretär Manfred Pentz unterstützen.

          Schon vor Monaten begann die Arbeit an der Kampagne in enger Abstimmung zwischen Rhein und der Parteizentrale, wie es hieß. Und so stehen mehr als ein halbes Jahr vor der Landtagswahl zwei große Plakate vor dem Kongresszentrum, die den neuen Stil aufzeigen sollen: Um sich stärker abzugrenzen, ist die dominierende Farbe nun Petrol, der Schriftzug CDU ist Weiß gehalten.

          Siegen lernen von der CSU: Boris Rhein mit Rhein Alexander Dobrindt (links)
          Siegen lernen von der CSU: Boris Rhein mit Rhein Alexander Dobrindt (links) : Bild: dpa

          Boris Rhein ist auf den Plakaten in entspannter Haltung und mit zuversichtlichem Gesichtsausdruck zu sehen. „Innere Sicherheit, äußere Gelassenheit“, lautet ein Slogan. „Nicht zu viel versprechen, aber alles halten“, lautet der andere Slogan. Rhein verzichtet auf den Bildern auf eine Krawatte. Passt das zu einem Ministerpräsident, fragte man sich in der CDU – und ließ es sicherheitshalber demoskopisch überprüfen. Keine Einwände, selbst von älteren Wählern.

          Die Umfragen stehen gut für die CDU

          Überhaupt will die Partei die Stimmungen im Land sehr genau im Blick behalten. Die CDU regiert seit 1999 im einstmals roten Hessen. Dass das nicht Gott gegeben sei, so ein Christdemokrat, dessen sei man sich sehr wohl bewusst. Es gebe keine Wechselstimmung, hieß es, aber man wolle Aufbruchsstimmung verbreiten. Rhein ist noch immer recht neu im Amt, Ende Mai vergangenen Jahres war er mit den Stimmen von CDU und Grünen im Landtag gewählt worden. Zuletzt stiegen seine Zustimmungswerte, auch die CDU legte leicht zu. Laut der von Infratest Dimap durchgeführten Umfrage von Mitte März käme die Partei derzeit auf 32 Prozent, die Grünen auf 22 und die SPD auf 20 Prozent in Hessen.

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