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Laschet und die Wirtschaft : Anders als Merkel

Mit der Kohle hat es Laschet mehr als Merkel: Der neue CDU-Vorsitzende mit seiner Vorvorgängerin auf der Zeche Zollverein in Essen. Bild: dpa

Armin Laschet gilt als perfekte Kopie der Kanzlerin. In Wirtschaftsfragen stimmt das nur bedingt. Das könnte nach der Bundestagswahl noch für manche Überraschung sorgen.

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          Hinterher wissen mal wieder alle, dass Armin Laschet goldrichtig lag, aber ein bisschen gewagt war der Auftritt schon. Seine Bewerbungsrede auf dem Parteitag vor einer Woche rahmte er in eine Geschichte des Bergbaus ein. Er begann und endete mit der Erkennungsmarke seines Vaters, der in jungen Jahren täglich in den Stollen einfuhr. Laschet machte daraus eine Erzählung von Vertrauen und Zusammenhalt, aber leicht hätte die öffentliche Wirkung auch ins Gegenteil ausschlagen können: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und neue CDU-Vorsitzende wäre dann der Mann von gestern gewesen, der alten Industrien hinterhertrauert und den Wandel verschläft.

          Ralph Bollmann
          Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Zwar ist der Steinkohlebergbau in Deutschland seit zwei Jahren Geschichte, und die Stromerzeugung aus Braunkohle soll 2038 enden. Laschet selbst war an den Verhandlungen beteiligt. Aber eines bleibt doch richtig: Er sieht sich als Sachwalter klassischer Industriepolitik, dem es bei allen Neuerungen auch ums Bewahren geht, in diesem Sinne gut konservativ. Das unterscheidet ihn von der derzeit noch amtierenden Bundeskanzlerin, deren Werdegang andersherum verlief: Sie begann als Radikalreformerin, die Gesundheits- und Steuersystem umkrempeln wollte, sie kümmerte sich früh um das Klimathema. Die Lektion von den Beharrungskräften in der deutschen Gesellschaft, vom Durchschnittswähler bis zum Manager, lernte sie spät, aber dafür umso gründlicher.

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