
Marode Bundeswehr : Merkels Selbstkritik kommt zu spät
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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Generalinspekteur Eberhard Zorn beobachten am Samstag in Stralsund den Überflug eines Militärtransportes A400 M. Bild: dpa
Die Kanzlerin macht der Truppe zum Tag der Bundeswehr ein Geschenk. Sie gesteht einen Fehler ein – und begeht den nächsten.
Die Truppe wird es gefreut haben. Die Kanzlerin hat ihr zum Tag der Bundeswehr ein Geschenk gemacht, auf das viele nicht mehr zu hoffen wagten. Dabei geht es nicht um die üblichen Wortgirlanden, die Politiker den Soldaten für ihre außerordentlichen Leistungen binden. Merkel hat das getan, was von jedem guten Offizier in der Bundeswehr heute erwartet wird. Sie hat, wenn auch indirekt, einen Fehler zugegeben.
Bedauerlich ist, dass sie bis zum Spätherbst ihrer Kanzlerschaft dazu gebraucht hat. Die Bundeswehr als finanziellen Steinbruch für Einsparungen zu missbrauchen ist nicht ihre Idee gewesen. Doch sie hat diesen Kurs vom Beginn ihrer Kanzlerschaft an bis zur russischen Annexion der Krim 2014 fortgesetzt.
Die Zuwächse im Wehretat bis 2020 mögen die Situation bei Personal und Material verbessern helfen. Das Geld für die Truppe bleibt dennoch zu wenig. Die Bundeswehr wird damit nicht wieder vollumfänglich einsatzbereit. Und das Zwei-Prozent-Ziel der Nato bleibt in weiter Ferne. Sicherheitspolitisch begeht die Kanzlerin damit den nächsten Fehler.
