Hilfe für Pflegheheime : Bundeswehr erhöht Corona-Kontingent auf 25.000 Kräfte
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Aufbruch nach Lissabon: Bundeswehr-Flugzeug in Wunstorf vor dem Abflug Bild: EPA
Zur Bewältigung der Pandemie können weitere 5000 Soldaten eingesetzt werden. Immer mehr Pflegeheime bitten um Hilfe. Unterdessen ist eine Unterstützungsmission der Bundeswehr nach Portugal aufgebrochen.
Die Bundeswehr hat am Mittwoch mit sofortiger Wirkung das Corona-Kontingent um weitere 5000 Soldatinnen und Soldaten erhöht. Damit stehen nunmehr 25.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte für Unterstützungseinsätze im Kampf gegen die Pandemie zur Verfügung. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) informierte das Bundeskabinett am Mittwochmorgen und teilte mit, dass derzeit 17.600 Soldaten eingesetzt sind oder ihr Einsatz geplant ist.
Nach Angaben der Bundeswehr wurden in Deutschland inzwischen mehr als 3900 Unterstützungsanfragen bearbeitet. Zuletzt waren vor allem Helfer in Alten- und Pflegeheimen gefordert, wo die Pandemie einen großen Teil ihrer Opfer findet. Unter den aufgerufenen Soldaten befinden sich in großer Zahl auch Reservisten, Bürgerinnen und Bürger aus dem Zivilleben, die sich für die Einsätze von ihrer sonstigen beruflichen Tätigkeit freistellen lassen.
Mehr Heime fordern Bundeswehr an
Nach anfänglichem Zögern fordern jetzt mehr Heime Soldatinnen und Soldaten an, um unter anderem Schnelltests durchzuführen. Kramp-Karrenbauer hatte das angeboten und vorige Woche zugleich die Freistellung von Kosten durch Kabinettsbeschluss erwirkt.
Am Mittwochvormittag startete zudem vom niedersächsischen Wunstorf ein A400M-Transporter der Bundeswehr mit Sanitätspersonal und Material nach Lissabon, um in Portugal bei der akuten Corona-Notlage zu helfen. An Bord befanden sich ein Team aus acht Bundeswehrärzten, Pflegefachpersonal und ein Hygieneteam, insgesamt 26 Soldatinnen und Soldaten. Zudem wurden Medizingeräte und Medizinprodukte transportiert, darunter 40 mobile und zehn stationäre Beatmungsgeräte einschließlich Verbrauchsmaterials sowie 150 Infusionsgeräte.
Die portugiesische Gesundheitsministerin Marta Temido hatte sich Ende Januar mit einem Hilfeersuchen an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gewandt und um personelle und materielle Unterstützung gebeten. Das Verteidigungsministerium hatte daraufhin umgehend eine Erkundungsmission nach Lissabon entsandt. Den bisherigen Angaben zufolge ist es derzeit nicht geplant, Intensivpatienten aus Portugal zur Behandlung nach Deutschland auszufliegen, wie das im Vorjahr aus Frankreich und Italien stattgefunden hat. Eine solche medizinische Betreuung hat indes Österreich Portugal angeboten. Derzeit werden die Einzelheiten geklärt. Hilfsbereitschaft wurde auch aus Spanien signalisiert, auch wenn bisher keine konkreten Angebote vorlagen. Laut Presseberichten sollen die Nachbarregionen Galicien und Extremadura bereit sein, Patienten aus Portugal aufzunehmen.
Portugal sei Deutschland sehr dankbar für die Unterstützung in dieser äußerst schwierigen Phase der Pandemie, sagte Botschafter Francisco Ribeiro de Menezes am Mittwoch. Die portugiesische Zeitung „Público“ titelte: „Die Deutschen sind die Ersten.“
In Portugal scheint inzwischen der Höhepunkt der jüngsten Corona-Welle überschritten zu sein. In den vergangenen 24 Stunden wurden 260 Todesfälle und 5540 Neuinfektionen registriert, was einen leichten Rückgang im Vergleich zur vergangenen Woche bedeutet. Der Januar war der schlimmste Monat für das Land, das mit etwa 800 Fällen pro 100.000 Einwohner eine der höchsten 7-Tage-Inzidenzen der Welt aufweist. 43 Prozent aller seit dem Ausbruch der Pandemie gemeldeten Neuinfektionen und 44 Prozent aller Covid-Todesfälle (insgesamt 5576) wurden im Januar gemeldet. Als Grund für den heftigen Ausbruch werden die vorschnellen Lockerungen während der Weihnachtsfeiertage und die britische Virus-Variante genannt, die die Verbreitung des Erregers beschleunigt haben.