„Alarmstufe Rot“ : Zahl der Cyberangriffe weiter gestiegen
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Arne Schönbohm (links), Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister, stellen am Donnerstag in Berlin den Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland vor. Bild: dpa
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bewertet die Lage als „angespannt bis kritisch“. Binnen eines Jahres wurden 144 Millionen neue Schadprogramm-Varianten festgestellt.
Die Bundesregierung bewertet die Gefährdungslage im Cyberraum als „angespannt bis kritisch“. Dies geht aus dem Lagebericht 2021 des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Demnach ist die Zahl der Cyberangriffe weiter gestiegen. In Teilbereichen der Informationssicherheit herrsche schon „Alarmstufe Rot“, sagt BSI-Präsident Arne Schönbohm.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) äußerte die Einschätzung, dass die Gefährdungslage in Deutschland weiter angespannt bleibe. Grund dafür sei die zunehmende Digitalisierung, die Cyberkriminellen immer mehr Angriffsziele biete. Nach Darstellung Schönbohms haben das Arbeiten im Homeoffice und die Verlagerung von Geschäften ins Netz während der Corona-Pandemie zusätzliche Angriffspunkte geschaffen.
Die Angriffe würden nicht nur zahlreicher und folgenschwerer, sondern auch professioneller. Cyberkriminalität werde zu einem buchbaren Service, sagte Schönbohm weiter. Kriminelle böten ihre Dienste im Darknet zum Kauf an. Insbesondere Cyberangriffe, die auf die Erpressung von Löse- oder Schweigegeld abzielten, haben dem BSI-Bericht zufolge zugenommen.
Auch Stromversorgung und Gesundheitswesen betroffen
Im Berichtszeitraum zwischen Juni des vergangenen Jahres und Mai dieses Jahres hat die Anzahl an Schadprogramm-Varianten zugenommen: Insgesamt wurden 144 Millionen neue Schadprogramm-Varianten festgestellt. Das ist ein Zuwachs von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Februar dieses Jahres wurden an einem Tag 553.000 Varianten entdeckt, mehr als jemals zuvor. Im Schnitt waren es täglich 394.000 neue Varianten. Seehofer verwies darauf, dass die Angriffe zunehmend Bereiche betreffen, „die für unsere Gesellschaft elementar sind, wie etwa die Stromversorgung und Einrichtungen des Gesundheitswesens“.
Seehofer hob die Anstrengungen der Bundesregierung für Sicherheit im Cyberraum hervor. „Wir haben das BSI mit 700 neuen Stellen in dieser Legislaturperiode fast verdoppelt“, sagte er. Es sei ein Erfolg, dass auf Ebene der Bundesverwaltung alle Cyberangriffe abgewehrt werden konnten. Das BSI wolle auch verstärkt Länder, Kommunen, Firmen und Bürger bei der IT-Sicherheit beraten. Entscheidend sei aber, dass der Rat auch angenommen werde.