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Boykottaufruf gegen Bauern : Kontakt und Schuld

  • -Aktualisiert am

Michael Beleites und seine Frau Luise Ludewig vor ihrem Hof in Blankenstein Bild: Robert Gommlich

Michael Beleites war in der DDR Umweltaktivist und Bürgerrechtler. Heute ist er Ökolandwirt. Jetzt könnte er seine Existenz verlieren – weil er Kontakt zu Rechtsextremen hatte.

          7 Min.

          Die Sonne hat den letzten Schnee zum Tauen gebracht, der Boden glänzt nass. Nach zwei trockenen Jahren sei dieser Winter ein Segen, sagt Michael Beleites. Er steht mit seiner Frau Luise Ludewig auf seinem Feld in Blankenstein, nicht weit von Dresden. Schnittblumen und Kräutertees sind ihre Spezialität, und es könnte ein ertragreiches Jahr werden, wenn das Wetter hält. Ob sie ihre Ernte auch loswerden, ist allerdings unklar. Das hängt mit einer E-Mail zusammen, die sie am 2. Oktober erreichte.

          Stefan Locke
          Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

          „Liebe Luise, lieber Michael“, hieß es darin. In zwei knappen Sätzen und ohne Begründung kündigte die Verbraucher-Gemeinschaft Dresden den Bauern die „langjährige gute Zusammenarbeit“. Die VG ist eine Genossenschaft, die von 85 Öko-Bauern aus der Region beliefert wird und inzwischen gut 11.000 Mitglieder hat. Sie war für das Ehepaar Beleites der wichtigste Abnehmer ihrer Ernte. „Für mich persönlich war das ein ganz schwerer Schlag“, sagt Ludewig. Zwölf Jahre lang war sie ehrenamtlich im Aufsichtsrat der VG, noch länger haben sie und ihr Mann dorthin geliefert. Man kannte sich, war auch befreundet. „Und dann wird man von heute auf morgen einfach rausgeworfen“, sagt Michael Beleites. Er wusste, dass es nicht an der Ware liegt. Den wahren Grund aber wollten ihm seine bisherigen Partner nicht nennen.

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