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Bischofshaus zu Limburg : Auf Lügen gebaut

Im Bistum Limburg ist die Verteidigung der Macht noch immer oberstes Gebot. Papst Franziskus aber könnte seinen Worten bald Taten folgen lassen.

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          Was sich in diesen Tagen vor der prächtigen Kulisse des Limburger Doms abspielt, ist mutmaßlich der letzte Akt eines Dramas, dessen Stoff nicht allein aus den unterschiedlichen Charakteren der Darsteller besteht. Denn geboten wird ein Stück, dessen Handlung um kein geringeres Thema kreist als um das Recht und die Moral der Kirche.

          Seit Montag hat der Protagonist des Stückes, der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, selbst jenes Vertrauen verloren, das die wenigen verbliebenen Gutgläubigen noch in ihn gesetzt haben. Dass Tebartz’ neue Residenz die stolze Summe von mindestens 31 Millionen Euro verschlungen hat und davon mehr als 20 Millionen auf Bauwerke entfallen, die allein auf Geheiß des Bischofs errichtet wurden, ist für sich genommen ein Skandal. Eine Schande aber ist es, dass Personen von untadeligem Leumund allen Grund haben, den Bischof öffentlich als Lügner und Betrüger zu bezeichnen. Hinter verschlossenen Türen musste sich Tebartz diesen Vorwurf schon in der vergangenen Woche gefallen lassen.

          Tribunal über einen gebrochenen Mann

          Die Zusammenkunft mit den Pfarrern seines Bistums war ein Tribunal über einen gebrochenen Mann, der über seine Amts- und Lebensführung jede Autorität verloren hat. Dahin ist aber nicht nur das Ansehen der Person, sondern auch des Bischofsamtes – und das nicht nur in Limburg. Wie vor Jahren im Fall des zunehmend amtsunfähigen Augsburger Bischofs Mixa haben die sogenannten Mitbrüder dem Treiben in Limburg über Jahre zugesehen. Die wenigsten fühlten sich machtlos. Die meisten wollten erst gar nicht hinschauen und raunten etwas von „kollegialer Solidarität“. Andere, wie der Kölner Kardinal Meisner und Erzbischof Müller, der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre, überzogen „die Medien“ noch jüngst mit der ehrabschneidenden Behauptung, bei den Vorwürfen gegenüber Tebartz und seinen Generalvikar handele es sich um eines der üblichen Lügengebäude.

          Auf Lügen gebaut ist allein das Bischofshaus zu Limburg. Und mit ihm eine Kirche, in der die Verteidigung der Macht der Institution und ihrer Repräsentanten offenbar noch immer oberstes Gebot ist. Wenn Papst Franziskus nicht nur mit Worten für eine Reform der Kirche zum Heil der Seelen stritte, könnte er ihnen mit der Absetzung des Bischofs von Limburg und bei der bevorstehenden Ernennung mehrerer neuer Bischöfe bald Taten folgen lassen.

          Daniel Deckers
          in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

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