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Bildungspolitik : Beendet die Reformitis!

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Verlässlichkeit und Konstanz sind für Schulen sehr wichtig. Das hat der Vergleich der Bundesländer im neuesten Bildungsbericht in besonderer Schärfe gezeigt.

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          Bundesländer, die ihre Schulen von einer Reform zur nächsten treiben und dann noch Schulstrukturen ändern, schwächen die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler enorm. Das ist die zentrale Einsicht des IQB-Bildungstrends 2015 für Englisch und Deutsch. Weder politische Farben noch Schulstrukturen wie Mehrgliedrig- oder Zweigliedrigkeit garantieren gute Ergebnisse.

          Während Schleswig-Holstein seine Leistungen vor allem in Deutsch verbessert und sein zweigliedriges Schulsystem ruhig eingeführt hat, ist der Wechsel in Berlin völlig misslungen. Alles kommt auf die Qualität des Unterrichts, auf klare Leistungsvorgaben und auf eine solide fachliche Ausbildung der Lehrer an. Verlässlichkeit und Konstanz sind für Schulen wichtig. Das hat dieser Bildungsbericht in besonderer Schärfe gezeigt.

          Nur so lässt sich auch der Absturz Baden-Württembergs erklären, der sich in früheren Leistungsstudien schon andeutete. Wechselseitige Beschuldigungen sind vor allem im Südwesten unangebracht, denn die frühere Kultusministerin Annette Schavan (CDU) hat die Schulen mit ihrem Reformaktionismus ähnlich belastet wie die inzwischen abgelöste grün-rote Regierung mit der Einführung der Gemeinschaftsschule.

          Das Schulsystem befindet sich dort schon seit mehr als zehn Jahren im Daueraufruhr. Um tatsächlich an der Verbesserung des Unterrichts zu arbeiten, brauchen Schulen Ruhe und Konzentration. Lehrer müssen klare Vorstellungen von Leistungszielen haben und mit Ausbildern, Schulaufsicht und Landesinstituten eng zusammenarbeiten.

          Lange meinten Politiker, sie müssten in der Ausbildung die praktischen Studienanteile erhöhen, um angehenden Lehrern den Praxisschock zu ersparen. Das geschah häufig auf Kosten der fachwissenschaftlichen Ausbildung. Dieser Ländervergleich, der wahrlich keine überzogenen Anforderungen an die Schüler stellte, zeigt aufs Neue, dass nur fachlich gut ausgebildete Lehrer auch gute Schüler hervorbringen können. Fachfremd unterrichtende Lehrer indessen sind eine Belastung für Schüler und werfen sie zurück. Wenn es gelänge, endlich die überflüssigen politischen Grabenkämpfe um Schulstrukturen zu beenden und sich in einer konzertierten Aktion über die Länder hinweg auf die Qualität des Unterrichts zu konzentrieren, hätten die teuren Bildungsvergleiche mehr erreicht, als zu hoffen war.

          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

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