Jahrelange Diskussion : Berlin benennt Straßen mit kolonialem Namen um
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Bald Vergangenheit: die Lüderitzstraße im Afrikanischen Viertel Bild: picture alliance
Jahrelang gab es Streit, nun sollen im Afrikanischen Viertel in Wedding ein Platz und eine Straße umbenannt werden. Fortan werden dort afrikanische Widerstandskämpfer geehrt, die sich gegen den deutschen Kolonialismus wandten.
Nach jahrelangen Protesten werden im sogenannten Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding ein Platz und eine Straße umbenannt. Am Freitag werden nach Angaben des Bezirksamts Mitte im Beisein der Botschafter Kameruns und Namibias die neuen Straßenschilder enthüllt.
Aus dem bisherigen Nachtigalplatz wird der Manga-Bell-Platz. Er erhalte den Namen zu Ehren des Königspaars der Duala, das gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun gekämpft habe, hieß es. Rudolf Duala Manga Bell wurde 1914 als Anführer des Widerstands gegen die deutsche Kolonialmacht hingerichtet. Die Lüderitzstraße wird künftig nach Cornelius Fredericks benannt, einem Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia.
„Straßennamen sind Ehrungen und Teil der Erinnerungskultur“, sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne). Daher sei es eine wichtige Aufgabe, Namen aus dem Berliner Straßenbild zu tilgen, die mit Verbrechen des deutschen Kolonialismus im Zusammenhang stehen.
Auf Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte sollen mit den neuen Straßennamen Menschen geehrt werden, die für den Widerstand gegen den Kolonialismus gekämpft haben und nicht mehr Täter eines Kolonialregimes. Die neu installierten Straßenschilder werden den Angaben zufolge mit Erläuterungen versehen sein.
Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834 bis 1886) und Gustav Nachtigal (1834 bis 1885) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus. Adolf Lüderitz war ein Bremer Kaufmann, der unter anderem durch Täuschung der einheimischen Bevölkerung zahlreiche Gebiete im heutigen Namibia erworben hat. Gustav Nachtigal wurde 1884 von Reichkanzler Otto Bismarck zum Reichskommissar für Deutsch-Westafrika ernannt. In dieser Funktion sollte er die unter anderem von Lüderitz erworbenen Gebiete in Kolonien überführen.