
Eine erschütternde Stellungnahme
- -Aktualisiert am
Benedikt XVI. im Jahr 2010 Bild: AFP
Der vormalige Papst will es mit allem immer nur gut gemeint haben. Ein echtes Schuldeingeständnis fehlt.
Die jüngste Stellungnahme des vormaligen Papstes Benedikt XVI. in eigener Sache ist womöglich seine letzte. Denn in dem in allen Weltsprachen veröffentlichten Schreiben äußert sich der 1927 geborene Joseph Ratzinger als ein Mann, der bald vor der „dunklen Tür des Todes“ stehen werde. Tatsächlich sind seine Kräfte geschwunden, selbst das Sprechen fällt ihm schwer. Aber noch im Dezember erweckte er gegenüber den Autoren eines Missbrauchsgutachtens über sein Heimatbistum München und Freising den Eindruck, er sei im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, ja er verfüge über ein Langzeitgedächtnis, das nahezu unfehlbar sei.
Zu diesem selbstbewussten Auftreten passen abgeklärt wirkende Sätze wie der, dass er beim Rückblick auf sein langes Leben „viel Grund zum Erschrecken und zur Angst“ habe. Das Schuldbekenntnis, das alle Christen am Beginn der Messfeier sprechen, frage auch ihn jeden Tag an, ob er nicht ebenfalls von „übergroßer Schuld“ sprechen müsse. Zugleich intoniert der bald 95 Jahre alte Mann hoffnungsgesättigte Motive aus der christlichen Kunst des Sterbens wie den „frohen Mut“, vertraue er doch fest darauf, „dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder“.
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