Frostige Begegnung in Moskau
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Schwieriger Besuch: Baerbock bei Lawrow im russischen Außenministerium Bild: dpa
Annalena Baerbocks Treffen mit Russlands Außenminister verläuft höflich, aber angespannt. Die beiden tragen einander in erster Linie lange Listen an Differenzen vor. Und Lawrow ist gewohnt listig.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock absolviert ihren ersten Besuch in Moskau mit konzentrierter Reserviertheit. Ihre Begegnung mit dem erfahrenen russischen Außenminister Sergej Lawrow endet ebenso angespannt höflich, wie sie drei Stunden zuvor begonnen hat. Womöglich ist die Stimmung nach der Unterredung sogar noch ein wenig frostiger, auch wenn beide bei ihrem gemeinsamen öffentlichen Auftritt verbale Eröffnungszüge machen, die auf Nähe und Gemeinsamkeit Bezug nehmen. Lawrow lobt die steigende Handelsbilanz zwischen Russland und Deutschland (und lässt den Hinweis, dass dies den bestehenden Sanktionen zum Trotz geschehe, unerwähnt), Baerbock hat positive Zahlen zum kulturellen und wissenschaftlichen Austausch parat: 14.000 russische Studenten seien gegenwärtig an deutschen Hochschulen eingeschrieben, ein Rekord; mehr als 1000 wissenschaftliche Kooperationsabkommen existierten, mehr als 360.000 Russen lernten Deutsch, das seien „so viele wie nirgends sonst auf der Welt“. Auch die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel, etwa die Förderung von Wasserstofftechnologie, steht auf den Sprechzetteln beider Minister.
Aber dann kommen die Differenzen dran: Sie habe eine „dicke Gesprächsmappe“ dabei, sagt Baerbock, weil es „eine ganze Reihe von großen, teils fundamentalen Meinungsverschiedenheiten“ gebe. Und Lawrow entgegnet, er habe die Bereitschaft bekundet, „mit der neuen Bundesregierung“ zusammenzuarbeiten, denn „Probleme gibt es genug“. Er fängt mit den Sicherheitsgarantien an, die Russland Ende des vergangenen Jahres schriftlich in Form von Vertragsentwürfen von Amerika und der NATO verlangt hat; „nun warten wir auf Antwort“. Dann spricht Lawrow den Konflikt im Osten der Ukraine an, in dem der Westen den „untauglichen Versuch“ mache, Russland als Konfliktpartner zu betrachten. Später folgen noch detailliertere Vorwürfe wegen der Bundeswehr-Präsenz in Litauen und amerikanischer Übungen im Osten des NATO-Gebiets.
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