Bruch mit einer Parteitradition
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Auf dem Sprung: Boris Palmer am 21. Januar bei der Vorstellung eines Bauvorhabens für Solaranlagen in Tübingen Bild: dpa
Früher hätten die Grünen eher die Spaltung riskiert, als jemanden wegen missliebiger Meinungsäußerungen auszuschließen. Im Fall des Tübinger Oberbürgermeisters Palmer ist das anders.
Am Ende dieses Jahres könnten die Grünen vor einer paradoxen Situation stehen: Boris Palmer gewinnt als Unabhängiger die Oberbürgermeisterwahl in Tübingen. Und wenige Wochen später entscheidet das Landesschiedsgericht dann möglicherweise, dass Palmer sich nicht hinreichend parteischädigend verhalten hat, um aus der Partei ausgeschlossen zu werden. Dann hätten die Südwest-Grünen ihren nach Winfried Kretschmann erfolgreichsten Politiker endgültig desavouiert. Außerdem würde sich wie selten zuvor zeigen, wie groß die Meinungsunterschiede zwischen dem Wahlvolk und den grünen Funktionären sind. Kein schönes Spektakel.
Palmer sondiert in Tübingen gerade, ob er genug Unterstützer und Finanziers für seinen Wahlkampf bekommt. „In einer Stadt wie Tübingen braucht man für einen Wahlkampf etwa 100.000 Euro und ein Unterstützerteam“, sagt Palmer. Kaum jemand rechnet damit, dass sich der grüne Politikjunkie im Herbst ins Privatleben verabschiedet, obwohl die finanziellen Umstände hierfür in Baden-Württemberg mehr als kommod sind: Wer mindestens 47 Jahre alt ist und zwei Amtsperioden regiert hat, der bekommt die volle Pension.
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